Samstag, 10. Dezember 2011

Und der Kaiser rappt auf Hessisch

LESUNG "Mord und Spiele" bei Hugendubel
Vom 10.12.2011
Von Kathrin Schwedler

Wiesbaden . Trotz des kurzen Vorlaufs von nur einigen Wochen war die Buchhandlung Hugendubel zur Benefizveranstaltung "Mord und Spiele" bestens besucht. Die Autorenvereinigung "Syndikat" hat zum ersten Mal den 8. November zum "Krimi-Tag" ausgerufen. Das Datum ist dem Todestag von Friedrich Glauser geschuldet, der in seiner Figur Wachtmeister Studer aus Bern den Vater aller Tatortkommissare geschaffen hat. In Wiesbaden moderierte Richard Lifka vom Autorenstammtisch "Dostojewkis Erben" eloquent einen Abend, bei dem ein Autorenkombinat von acht "mörderischen" Publizisten Kurzkrimis und Auszüge aus Romanen vortrugen. Um die Lesung, deren Erlös der Kurier-Aktion "ihnen leuchtet ein Licht" zufließt, aufzupeppen, hatte man das Improvisationsensemble "Restrisiko" dazu gebeten.

 

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Vor allem humorige Effekte

Das nicht verabredete Hin und Her zwischen Vortrag und Stehgreif sorgte vor allem für humorige Effekte, besonders wenn sich der Bogen vom Text zur szenischen Umsetzung so gar nicht spannen wollte. Christiane Geldmachers satirischer "Fußgängerzonenmord" mutierte so zur Bauarbeiterklamotte, Kaiser Wilhelm I. rappte am Tag des verhinderten Attentatversuchs 1883 bei der Einweihung der Germania weinselig auf Hessisch und brachte die Zuschauer zum Mitklatschen. Die erfinderische Idee von Autor Karsten Eichner die verbriefte Historie in einen Sherlock-Holmes-Fall umzuwandeln, ging dabei unter. Ein Fehlhörer machte aus den vom Grog rot gefärbten Gesichtern der Gäste einer Inselkneipe die reinste Fleckfieberepidemie. Dietmar Schubert ließ sich in seiner sprachlich wunderbar präzise gehaltenen Schauerstory, bei der nächtens der stürmischen See kollektiv ein Menschenopfer gebracht wird, aber nicht aus dem Konzept bringen.

Pech oder Glück hatte Bernd Köstering mit Auszügen aus einem seiner Goethe-Krimis. Restrisiko entwickelte aus dem Detail einer "schwarzen Hand" seinen ganz eigenen Edgar-Wallace-Thriller. Als Running-Gag wurmte sich das Wörtchen "Philtrum" (Oberlippenkerbe) aus dem Luxemburg-Krimi von Hughes Schlueter durch. Susanne Kronenbergs Sexualmörder Sebastian geriet spielerisch in die Fänger begriffsstutziger Telefonseelsorge. Eva Lirots toter Heimatforscher am Limes entfachte Spielszenen aus der Römerzeit im Stil von Asterix und Obelix. Beim Mordkomplott-Dramolett von Richard Lifka war in der Umsetzung nicht mehr klar, wer jetzt Lola und wer Liebhaber und wer Ehegatte war. Hauptsache der Schuss am Ende war Notwehr. Keine Frage sorgt die Kombination aus Krimi und Impro für eine Riesengaudi. Was die Texte angeht bleibt: Die sollte man unbedingt nochmal nachlesen.

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Freitag, 9. Dezember 2011

Land in Krimihand

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TOD IM TAUNUS Neuer Band mit Kurzgeschichten
Vom 08.12.2011
Von Viola Bolduan

Wiesbaden . Ja, da killen sie wieder, die bekannten Krimi-Autorinnen und -Autoren aus Wiesbaden und Umgebung: Christiane Geldmacher und Alexander Pfeiffer, Susanne Kronenberg und Richard Lifka, die Krimi-Stipendiaten Horst Eckert und Regula Venske und manch andere mehr. Das Besondere am neuen Band krimineller Kurzgeschichten liegt nicht in der Art, wie gekillt wird, noch an der, wie ermittelt wird, sondern am Ort des Geschehens. Alle Fälle der 19 Autorinnen und Autoren spielen im Taunus - vorgegebene Aufgabe für den Regional-Krimi der Reihe "Mordlandschaften", in der er als Band 9 erscheint.

Sisi oder nicht?

Der Taunus ist eigentlich wie jede Landschaft - nur, dass die hier Ansässigen sie in ihrer Beschreibung und Historie wiedererkennen können. Deshalb müssen auch Details der Schilderung stimmen, weil sie realiter beäugt werden, und Geschichten aus der Geschichte sollten zuverlässig recherchiert sein. Davon ist beim Wiesbadener Autor Karsten Eichner auszugehen, wenn er in seinem Krimi "Die falsche Schlange" Kaiserin Sisi (oder ist sie es gar nicht?) in Schlangenbad Quartier nehmen lässt und auf Fakten eine Fiktion aufbaut.

Michael Kiblers höchst spannender Profikiller-Wettbewerb "Die Liste" hatte der Darmstädter als Krimi-Stipendiat in Wiesbaden schon vorgelesen - jetzt ist er lohnend zum Nachlesen angeboten. Spielt übrigens in Bad Homburg und gehört damit zu den Krimis, die in die Nähe zum östlichen Hochtaunus rücken und Eppstein, Oberursel bis hin zum Großen Feldberg als unsichere Gegenden ausmachen.

Wiesbaden aber kommt selbstverständlich auch vor - als Stadt eines Raubüberfalls (Wolfgang Kemmer: "Alex im Wunderland") und Metropole, auf die man sich ländlich-schändlich zwar beziehen kann, kriminaltechnisch am besten aber hinter sich lässt. So, wie Alexander Pfeiffer in seinem atmosphärisch dichten, düsteren Psychogramm "Das Tor nach draußen" verfährt und in Bad Schwalbach ankommt.

Dramatik mit Tieren

Innerhalb der Geografie der Taunuslandschaft sind Verwicklungen und Auflösungen bunt gemischt: Es gibt Überraschung (Horst Eckert; "Abgehört"), Erpressung (Susanne Kronenberg: "Am Limes"), Tiere in skurriler Dramatik (Tatjana Kruse: "Die Killer-Erdmännchen") und allerliebste Schmonzetten (Nina Schindler: "Das Geheimnis des Killingerhauses"). Und es gibt Bratwurst! Wer wohl hätte sie in Katzenelnbogen vermutet? Richard Lifka, Krimikenner und Herausgeber dieses Bandes.

Die Geheimnisse des Fleisches in "Die Erfinder der Bratwurst" sind amüsant und hinterlassen eine Wurst mit offenem Ende. Am sicheren Ende des Tages zieht eine neue krimitaugliche Generation ein - aus den Seniorenresidenzen. Regula Venske ("Vergraben in Oberursel") geht sehr vorbildlich mit dem heiklen Thema um.

Mord ist ihr Hobby


BENEFIZ Krimi-Abend zugunsten Kurier-Aktion
Vom 06.12.2011

Wiesbaden (eva). Mord ist ihr Hobby und Blut für sie ohnehin ein ganz besonderer Saft: Davon können sich alle Krimifreunde am Donnerstag, 8. Dezember, überzeugen, wenn um 20.30 Uhr in der Buchhandlung Hugendubel (Kirchgasse 17) unter dem Motto "Mord und Spiele" ein ganz besonderer Abend beginnt: Die Wiesbadener Krimi-Autoren Christiane Geldmacher, Hauke Schlueter, Dietmar Schubert, Karsten Eichner, Eva Lirot, Richard Lifka, Bernd Köstering und Susanne Kronenberg lesen je einen Text aus ihrem aktuellen Werk. Die Theatergruppe "restrisiko" wird dazu spontan Szenen improvisieren. "Das ist eine ganz neue Form der Krimilesung, und wir freuen uns darauf", sagt Richard Lifka.

Anlass der Lesung ist der erste Krimitag, der mit verschiedenen Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz begangen wird. Die acht Wiesbadener Autoren gehören dem Stammtisch "Dostojewskis Erben" an, der sich regelmäßig im Literaturhaus Villa Clementine trifft.

Der Eintritt zu dem Krimi-Abend kostet fünf Euro; der Erlös fließt in den Spendentopf der Kurier-Benefizaktion "ihnen leuchtet ein Licht".

Donnerstag, 24. November 2011

Das Trio wird zum Solo


KRIMISTIPENDIUM Pläne der Kulturdezernentin
Vom 23.11.2011

Wiesbaden (VB). Wenn heute Abend (20 Uhr) Brigitte Glaser, Beate Maxian und Rainer Würth als die drei Wiesbadener Krimi-Stipendiaten 2011 im Literaturhaus ihre hier entstandenen Kurzkrimis präsentieren, werden sie voraussichtlich die Letzten sein. Vor drei Jahren war der Dreierbund eines "Trio Mortale" für einen mehrwöchigen Aufenthalt von Krimiautoren in den Atelierwohnungen des Literaturhauses installiert worden. Das Arbeitsstipendium sollte Ersatz sein für den 2006 aus dem Kulturprogramm der Stadt gekippten Frauenkrimipreis. Nun schmiedet Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz einen neuen Plan. "Ich möchte die Qualität erhöhen", sagt sie auf Anfrage, indem sie vorhat, das Stipendium auf eine Person zu konzentrieren. Zur Konzentration gehört für die Stadträtin auch, den Stipendiums-Aufenthalt zeitlich mit dem Fernsehkrimi-Festival zu verknüpfen. Dies findet 2012 zwischen dem 7. und 10. März im Caligari statt. Wer also noch einmal ein Trio hören will und Mortales von ihm, hätte heute Gelegenheit.

Elfen werden zu Elitekriegern

FANTASY Bernhard Hennen bei Hugendubel
Vom 24.11.2011
Von Richard Lifka

Wiesbaden. Die Buchhandlung Hugendubel hatte sich in eine verwunschene Welt verwandelt. Vor rotem Samt, zwischen Schwertern, Schildern und Teilen von Ritterrüstungen bestieg ein schwarzgewandeter Zauberer mit Brille und Wuschelkopf die kleine Bühne, begleitet von einem feenhaften Fabelwesen. Es zupfte die mitgebrachte Laute und lockte sirenengleich mit lyrischem Gesang die Zuhörer ins Reich der Alben und Elfen.

Der Zauberer heißt mit bürgerlichem Namen Bernhard Hennen, die Sopranistin Maite Itoiz. Der erfolgreiche Autor von zahlreichen Fantasy-Romanen war gekommen, um den ersten Teil der neuen Trilogie »Drachenelfen« vorzustellen. Hennen erklärte seinem figuren- und geschichtensicheren Publikum, dass er in diesem Epos zeitlich zurückgesprungen sei, nämlich in die Frühzeit von Albenmark, als dort noch Drachen herrschten und die Elfen deren Diener waren.

Welt ist bedroht

Diese Welt ist bedroht, so dass die Elfen in der Schule "Die Weiße Halle" zu Elitekriegern ausgebildet werden. Zunächst konspirieren sie mit den Drachen, um dann selbst nach der Macht zu greifen. Es kommt zu den legendären Drachenkriegen, in denen sich die Figuren Nandale, Emerelle und Farrach zu ungewöhnlichen Persönlichkeiten entwickeln. Die zwei vorgelesenen Textpassagen, die in eben jener Weißen Halle spielen, waren bewusst kurz gehalten, sollte doch mehr das Gespräch des Publikums mit dem Schriftsteller im Mittelpunkt stehen (das Buch kann ja jeder lesen).

Selbstbewusst und sich seiner Wirkung und der Fangemeinde sicher, agierte der in Krefeld geborene Künstler zwischen den Welten. Einmal völlig versunken in das Reich der Fantasie, untermalt mit fabelhafter Musik und eindringlichem Gesang der Spanierin Maite Itoiz, dann wieder zurück in der Realität der Menschen, mit Geschichten und Anekdoten aus seinem Leben.

Schwert kommt Publikum nah

Er bezeichnete sich als fantastischen Realisten, dessen Romane einerseits zwar in erfundenen Sphären spielten, andererseits innerhalb jener Welten dennoch sehr realistisch seien, was er am Beispiel eines Luftröhrenschnitts erläuterte. Abgerundet wurde dieser gelungene und wunderbare Abend durch die Vorführung einer Taijiquan-Übung (chinesische innere Kampfkunst) mit einem Schwert, das besonders den Gästen in der ersten Reihe bedrohlich nahe kam. Wie zu ahnen war, wirkte aber auch hier der Zauber der verwunschenen Nacht und niemand verletzte sich.

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Mittwoch, 23. November 2011

Wo Alex Wunder sich über seinen Namen wundert

Vom 23.11.2011
Von Viola Bolduan

WIESBADEN. Wer schreibt, erfindet. Nicht nur einen Plot und dessen Umgebung, sondern in sie hinein meist auch Figuren. Damit Leserschaft ihnen folgen kann, sind sie ebenfalls meist mit Namen versehen. Manche sind darüber unsterblich geworden. So wie Petrarcas Laura (die von ihm poetisch Angebetete) oder Schillers Luise (Millerin, die in "Kabale und Liebe" Vergiftete). Es gäbe auch Männernamen dieser Herkunft: Jeder kennt die Bühnenfigur Hamlet und weiß, dass Adrian Leverkühn zum Doktor Faustus eines Thomas Manns wurde.

Fiktionale Namen sind immer sprechend - von vorhandener oder mangelnder Fantasie ihrer Autoren. Karl Buchsbaum kommt eben nicht so weit wie Alex Wunder. Der eine steht im Garten dumm rum, der andere kann wenigstens hassen. Eben seinen Familiennamen. Und schon hat Wolfgang Kemmer (echter Autorenname) alle Aufmerksamkeit für seinen Kurzkrimi "Alex im Wunderland" (in der Anthologie "Tod im Taunus, KBV). Dass er ihm eine Frau namens Fiona und ein Söhnchen, das auf Loris hört, beigegeben hat, ist ein feiner Zug nachgereichter Namensveredlung.

Derweil sagt (im selben Band) eine Else Bachmann ihre Generation (älter) und eine gewisse Resolutheit an. Die Autorin, die für ihren eigenen Namen Tatjana Kruse nichts kann, lässt die Dame denn auch ebenso selbstbestimmt den Killer-Erdmännchen im Opel-Zoo begegnen. Benno Funk, klarer Fall, ist bei der Polizei, unter Martin Mecklenburg stellen wir uns zu Recht einen ambitionierten Oberarzt vor, und von einem Ewald von Rosten können zweifelsohne nur Bratwürste kommen.

Die Karlis, Konnis, Schorsche und Maiers halten sich derweil auf den Rängen vergessenswürdiger Nebenfiguren auf.

Cover Tod im Taunus

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EROTISCH-KRIMINELL

 

DIE TOP SEX DER EROTISCHEN LITERATUR

Über „Sterbenslust“ von Paul Ott (Hg.) sagt Kleinhenz: „Sex, Liebe, Mord – was braucht es mehr für ein gutes Buch? Skurril, witzig, erotisch, düster. 21 Krimiautorinnen vereinen in heißen Kurzgeschichten Verbrechen und Lust. Mein Tipp: Sich gegenseitig vorlesen und danach zur Entspannung Sex!“

Quelle: Bild.de

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Dienstag, 22. November 2011

Tod im Taunus

 

21. November 2011 sschwammel

Der KBV Verlag hat schon mehrere Regionalkrimikurzgeschichten veröffentlicht. Diesmal zieht sich eine literarisch tödliche Spur durch den Taunus. Spannend, manchmal komisch und immer originell, das sind die 19 Kurzgeschichten von verschiedenen AutorInnen. Profunde Ortskenntnis laden auch dazu ein die jeweiligen „Auffindestellen“ von Leichen oder Handlungen zu besuchen. In Eschborn ist „Die Nackte“ am Rathaus Gegenstand einer gruseligen Geschichte. Näheres bitte selbst lesen, denn das macht Gänsehaut.

Die AutorInnen: Cornelia C. Anken (Friedrichsdorf), Horst Eckert (Eppstein), Karsten Eichner (Schlangenbad), Christiane Geldmacher (Glashütten), Almuth Heuner (Saalburg), Karr & Wehner (Eschborn), Wolfgang Kemmer (Taunus -Wunderland), Michael Kibler (Bad Homburg), Alexander Köhl (Großer Feldberg), Bernd Köstering (Kronberg), Susanne Kronenberg (Taunusstein), Tatjana Kruse (Opel-Zoo), Richard Lifka (Katzenelnbogen), Eva Lirot (Sulzbach), Christian Pfarr (Stephanshausen), Alexander Pfeiffer (Bad Schwalbach), Wolfgang Polifka (Hofheim), Nina Schindler (Idstein) und Regula Venske (Oberursel)

Der Taunus – Neunzehn Krimiautoren durchstreifen Wälder voller Naturdenkmäler, erklimmen prominente Gipfel, erforschen weite Täler und geheimnisvolle Ortschaften, spüren Mord- und Gruselgeschichten nach. Jeder auf seine Weise, jeder an einem anderen Ort. Spannend und vergnüglich, schaurig und schön. (schw)

RICHARD LIFKA (Hg.) Tod im Taunus Kriminelle Kurzgeschichten, KBV Verlag
Taschenbuch – 260 Seiten, ISBN 978-3-942446-21-1, € 9,90

Sonntag, 20. November 2011

Krimi Kommunale

Der Krimi Kommunale geht in die zweite Runde. Erneut hat sich der Wiesbadener Krimi-Autor Alexander Pfeiffer als Herausgeber auf die Suche nach Autoren gemacht, die bereit waren, sich schriftstellerisch in die Abgründe der kommunalen Verwaltungen zu begeben. Herausgekommen ist wieder eine spannende, düsterere, überraschende sowie heitere Sammlung von Kurzkrimis. Wer ist das Opfer, wer ist der Täter? Soviel können wir schon verraten: sie treiben alle ihr Wesen und Unwesen in Ämtern, Behörden und anderen kommunalen Institutionen.
Ich freue mich, dass ich meine Kurzgeschichte "Bum, Bum" beisteuern durfte: Der Intendant der Mayener Burgfestspiele stürzt bei der Premierenvorstellung während der Aufführung von Turm der Mayener Burg.
Schnell wird klar: Er ist nicht freiwillig gesprungen ...
In der Anthologie mit dabei:
Cornelia C. Anken - Unter Umgehung von Dienstwagen,
Guido M. Breuer - Geteilter Meinung,
Horst Eckert - Nacht über Schwerte,
Angela Eßer - Bayrische Henkersmahlzeiten,
Peter Godazgar - Helga sorgt für Ordnung,
Carsten Sebastian Henn - Henkerstropfen,
Thomas Hoeps -
Das Projekt Phoenix,
Karr & Wehner - Siebzehn gewinnt,
Thomas Kastura - Brückenmord,
Herbert Knorr - Ruhe in Frieden,
Susanne Kronenberg - Der Rattenkönig von Hameln,
Tatjana Kruse - Assistenten sind die Läuse in den Locken der Kommissare,
Richard Lifka - Todesgrüße aus dem Literaturhaus,
Sandra Lüpkes - Back to Bad Oldesloe,
Klaus Stickelbroeck - Prickelnd,
Thomas Askan Vierich - Ein verlockendes Angebot

Donnerstag, 10. November 2011

Auf dem Mumienschlepper


LESUNG Christoph Maria Herbst und sein "Traum von einem Schiff" im Kulturpalast Wiesbaden
Vom 08.11.2011
Von Richard Lifka

Wiesbaden. In stürmischen Böen fegte der Wind am Sonntagabend um den Betonklotz, der sich großspurig Kulturpalast nennt, wirbelte Blätter auf und signalisierte: Der Herbst kommt. Und Herbst kam. Na ja, sicherlich kein ganz neuer Kalauer und vor allem kein so gut gelungener, wie die, die neunzig Minuten lang in dem weiträumigen Saal auf die Zuhörer herniederprasselten. Christoph Maria Herbst las albtraumhafte Begegnungen aus seinem Buch "Ein Traum von einem Schiff".

Sarkastischer Einstieg

Schon bei seinem Erscheinen tobten die zahlreich erschienenen Fans des Stromberg-Darstellers, der auch wie erwartet sarkastisch einstieg und die Gäste begrüßte: "Freue mich hier sein zu dürfen, hier in ... wie heißt die Stadt noch gleich? Egal, jedenfalls nicht Mainz." War es Zufall, dass der scharfzüngige Schauspieler gerade an diesem Abend in Wiesbaden weilte, an dem aus der Stadt auf der anderen Rheinseite die Jubiläumsfolge von "Das Traumschiff" ausgestrahlt wurde? Denn es war das ZDF, das per Gerichtsbeschluss ein Verbot des Buches durchsetzte, das seit Februar mit geschwärzten Passagen wieder im Handel ist.

Was Herbst darbot, war die Interpretation seiner traumatischen Erlebnisse rund um die Dreharbeiten zu einer Fernsehfolge "Das Traumschiff". Ein Heer von sabbernden und muffelnden Greisen schienen sich auf dem Deck des Luxusschiffs versammelt zu haben. Zugegebenermaßen erscheint seine literarische Verarbeitung manchmal derb und heftig (MS stehe für Mumienschlepper), teilweise als angriffslustige Kollegenschelte (manche konnten ihren Text aus "hochprozentigen" Gründen nicht), ansonsten war es ein wohl inszeniertes Gewitter aus geistreichen Wortspielen, humorvollen Slapstickszenen und sehr viel Selbstironie (".danach klang meine Würde nach Konjunktiv").

Fast auswendig gespielt

Denn das war es, eine Inszenierung, weit entfernt von einer Lesung, wie man sie üblicherweise erwartet. Fast auswendig spielte er vor, was er geschrieben hatte, vor allem aber auch, was nicht im Buche steht. Das luftverbrennende Lachen des Produzenten Wolfgang Rademann wirkt gelesen sicherlich weniger humorvoll, genauso wie der Dialog in einer Drehpause auf der MS Deutschland zwischen einem aus der Eifel stammenden Metzger, der unbedingt Schauspieler werden will und für Christoph Maria Herbst so zur Lachnummer wird. Ärgerlich war eigentlich nur, dass es keine Werbeunterbrechungen gab, wie es der Stromberg-SerienLiebhaber scheinbar gewohnt ist, denn es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen des Publikums, wohin auch immer. Aber, um frei nach Herbst zu enden: Dies ist das Leben und das Leben ist ein Glück.

Krimitag am 08.12.2011 bei Hugendubel

Plakat Hugendubel

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Immerwährender Balanceakt

VORTRAG Über die Sprache in den Printmedien
Vom 27.10.2011
Von Richard Lifka

Wiesbaden. In ihrer Themenreihe "Sprache und Medien" hatte die GfdS Dienstagabend zu einem Vortrag über die Sprache der Printmedien eingeladen. Wer sei besser dafür geeignet als Viola Bolduan, so Lutz Kuntzsch, Mitarbeiter der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), der die Gäste im voll besetzten Literaturhaus begrüßte und die Leiterin der Feuilletonredaktion des Wiesbadener Kurier vorstellte.

Wer einen trockenen, wissenschaftlichen Vortrag erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Wohl strukturiert, locker, manchmal humorvoll, referierte Bolduan, was die Sprache einer Tageszeitung ausmacht, was sie beeinflusst, wie und warum sie so aufs Papier gelangt, wie wir sie jeden Morgen zu lesen bekommen. Aus zwei Quellen fließe das zusammen, was den Zeitungsartikel ausmacht. Die von "außen" eintreffenden Mitteilungen, wie offizielle Verlautbarungen oder Meldungen der Presseagenturen, sind in deren eigenen Sprachgebrauch verfasst, genauso wie die von "innen" kommenden Beiträge der freien Mitarbeiter/innen und der Redakteure/innen. So vielfältig jene Texte seien, so unterschiedlich sei auch der jeweilige Sprachstil, bedingt von den Voraussetzungen im Kopf des schreibenden Individuums, wie von der behandelten Thematik. All dies komme in der Redaktion zusammen und treffe auf das Format Zeitung.

Einerseits muss alles layouttauglich sein, die klar umrissenen Grenzen einhalten, wie Seitenaufteilung, Zeilenanzahl, Überschriften, Bilder usw., andererseits dem Anspruch allgemeiner Verständlichkeit genügen. Ein immerwährender Balanceakt zwischen dem Gesamterscheinungsbild des Mediums, dem Selbstverständnis des einzelnen Schreibenden und natürlich dem Bedürfnis der Leserschaft. Zeitung ist Kommunikation: Nur wenn beide, Schreiber und Leser, eine gemeinsame Sprache haben, verstehen sie sich. Anschaulich berichtete Viola Bolduan, wie diese Akrobatik im Redaktionsalltag vonstattengeht.

Fehler unvermeidlich

Jeder von außen kommende Artikel muss redigiert, der eigene geschrieben werden. Wobei ein kontinuierliches Arbeiten kaum möglich sei. Telefonate, Konferenzen und Außentermine sind nahezu gleichzeitig zu bewältigen. Und über allem schwebe die Unausweichlichkeit des Redaktionsschlusses. Dass dabei Fehler geschehen, sei unvermeidlich. Sie hätten hauptsächlich ihren Ursprung im Arbeitstempo für das Tagesprodukt Zeitung. Man benutze zwar hochwertige Grafik- und Korrekturprogramme, allerdings könnten sie (noch) nicht denken.

Dem mit viel Applaus bedachten Vortrag folgte eine engagierte Diskussion, in der es, wie zu erwarten, auch um die Verwendung von Anglizismen und Modewörtern ging. Hier bezog Bolduan klar Stellung. Da Sprache lebt und sich verändert, muss das Printmedium diese Veränderungen aufnehmen und dabei einen Stil finden, der allgemeinverständlich ist und alle Gesellschaftsgruppen erreicht.

Aufgeblättert

Mordlandschaften

Tod im Taunus Kriminelle - Kurzgeschichten

(26.10.11) Der Taunus - Neunzehn Krimiautoren durchstreifen Wälder voller Naturdenkmäler, erklimmen prominente Gipfel, erforschen weite Täler und geheimnisvolle Ortschaften, spüren Mord- und Gruselgeschichten nach. Jeder auf seine Weise, jeder an einem anderen Ort.
Cornelia C. Anken (Friedrichsdorf), Horst Eckert (Eppstein), Karsten Eichner (Schlangenbad), Christiane Geldmacher (Glashütten), Almuth Heuner (Saalburg), Karr & Wehner (Eschborn), Wolfgang Kemmer (Taunus -Wunderland), Michael Kibler (Bad Homburg), Alexander Köhl (Großer Feldberg), Bernd Köstering (Kronberg), Susanne Kronenberg (Taunusstein), Tatjana Kruse (Opel-Zoo), Richard Lifka (Katzenelnbogen), Eva Lirot (Sulzbach), Christian Pfarr (Stephanshausen), Alexander Pfeiffer (Bad Schwalbach), Wolfgang Polifka (Hofheim), Nina Schindler (Idstein) und Regula Venske (Oberursel) bereiten mörderisches Vergnügen, mal erwartungsvoll spannend, mal blutrünstig ernst, mal heillos verzwickt und oft ironisch humorvoll..
Richard Lifka (Hg.) Tod im Taunus Kriminelle Kurzgeschichten. Taschenbuch - 260 Seiten - ISBN 978-3-942446-21-1. 9,90 €.

Montag, 26. September 2011

Erinnerungen an das Verschweigen

 

26.09.2011 - OESTRICH-WINKEL

Von Richard Lifka

RHEINGAU LITERATUR PREIS Verleihung an Josef Haslinger

Am Schluss eines erfolgreichen Rheingau Literaturfestivals steht die Ehrung, die Ernte quasi, genauso, wie am Ende der Reifezeit, die Trauben gelesen werden: „WeinLese“ im doppelten Sinne. Während draußen auf den Hängen die Pergel in die Butt geschüttet und in den Keller transportiert wurden, lasen eben in diesen Gewölben zeitgleich Autorinnen und Autoren aus ihren Werken.

Eine glückliche Verbindung, wie der diesjährige Preisträger, der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger, hervorhob. Eine Beziehung zwischen Wein und Literatur, die besser nicht funktionieren könne. Was bei Biertrinkern unmöglich sei, rücke hier in den Vordergrund: der Genuss. Der Wein muss schmecken, das Buch gefallen, sonst wird beides weggeschoben, durch andere ersetzt. Demzufolge habe er, als passionierte Weintrinker, auf die Frage einer Journalistin, welcher Teil des Preises, die 111 Flaschen Rheingauer Riesling der besten Qualität oder die 10 000 Euro wichtiger wären, spontan den Rebensaft genannt. Erst beim Nachrechen, wie viele weitere Liter er mit dem Preisgeld kaufen könne, erschien ihm das Geld genauso sympathisch, erzählte Haslinger bei seiner Dankesrede. Als Stadtschreiber von Mainz 2010 habe er den Roman „Jáchymov“ geschrieben und 2011, auf der anderen Rheinseite, dafür den Preis erhalten.

In gediegener Atmosphäre

Die Vergabe des Rheingau Literatur Preises 2011, nun schon zum 18. Mal, fand traditionsgemäß in gediegener Atmosphäre des Schlosses Vollrads statt. Nach der Begrüßung durch den Intendanten des Rheingau Musik Festivals Michael Herrmann, den Grußworten von Staatssekretär Ingmar Jung hielt der künstlerische Leiter Heiner Boehncke eine bemerkenswerte Laudatio. Er betonte die vielfältigen Verbindungen und mannigfachen Nebentöne, die den preisgekrönten Roman „Jáchymov“ durchzögen. Besonders deutlich würde dies anhand der Verstrickung von Sport und Politik dargestellt, die in der Gegenwart gleichermaßen gegeben seien. Denke man nur an das Eishockey-Profiteam, das bei einem Flugzeugabsturz im September dieses Jahres ums Leben kam. Dass Putin und Medwedew bei der Mannschaft der Lokomotive Jaroslawl ihre Hände mit im Spiel gehabt hätten, wäre ja kein Geheimnis.

Dem Autor sei mit „Jáchymov“ ein Roman gelungen, in dem sich Sport und Politik, Österreich und Tschechien, Wien und Leipzig, Stalinismus und Nationalsozialismus kreuzten. Josef Haslinger habe sämtliche Fäden mit all seiner politischen Versiertheit, seinen ästhetischen Reflexionen zu einem Werk verknüpft, das die Sprache der Erinnerung findet, wo das Verschweigen in vielen Varianten herrschte.

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Josef Haslinger Foto: Klostermann

Freitag, 23. September 2011

Geschichten über das, was nicht da ist

 

23.09.2011 - RÜDESHEIM

Von Richard Lifka

LESUNG Ingo Schulze beim Rheingau Literatur Festival

Eigentlich stimmte alles. Tolles Ambiente, guter Wein und vollbesetzte Stuhlreihen. Dennoch wollte der Funke nicht überspringen, kam der Applaus zögerlich und spärlich. Woran es lag?

Sicherlich auch an einer konfus wirkenden Moderatorin Ruth Fühner, deren Fragen keine Fragen, eher Feststellungen waren, mit der ihr Gast, der Schritsteller Ingo Schulze, wenig anzufangen wusste und seine liebe Mühe hatte sie zu beantworten. Vielleicht an den zu langen Textpassagen, die vorgetragen wurden, wobei es auch hier Unstimmigkeiten gab, welche es denn nun sein sollten. Vor allem aber an den Texten selbst, die vorgelesen, ziemlich belanglos wirkten.

Was sie nicht sind. Denkt man in Ruhe, später oder beim Selbstlesen darüber nach, klingt das nicht Benannte im Text eindrucksvoll nach. Das ist es dann, was Ruth Fühner meinte mit der Anwesenheit dessen, was nicht da ist.

Aufmerksam, hin und wieder von leisem Lachen unterbrochen, hörte das Publikum im Weingewölbe von Breuers Kellerwelt in Rüdesheim zu. Aus „33 Augenblicke des Glücks“ las der in Dresden geborene und in Berlin lebende Autor das Fragment „Füße“, dann aus dem Buch „Orangen und Engeln“ die italienische Skizze „Randazzo“. Hier wird dem Ich-Erzähler beim Anblick der Esterhazy-Schnitte in einer berühmten sizilianischen Patisserie, die Vergänglichkeit des Lebens und seiner selbst bewusst.

Ratloses Publikum

Die lange Erzählung „Kalkutta“ aus „Handy - Dreizehn Geschichten in alter Manier“ entließ das Publikum etwas ratlos in die Pause. Zwar strotze der Text von skurrilen Begebenheiten, wie beispielsweise dem Versuch, eine imaginäre Maus zu fangen, mit einer Mausefalle der Nachbarsfamilie, deren Sohn gerade unfallbedingt ins Koma fiel. Eher klischeehaft wirkt hier allerdings „das, was nicht da ist“. Ein Mann der Hausarbeit verrichtet ist folglich arbeitslos, Frauen können ungehemmt miteinander reden, Männer nicht und Kalkutta ist das Symbol für unbeachtetes Kindersterben.

Nach der Pause las Schulze eine titellose Geschichte aus „33 Augenblicke des Glücks“. Ein Beispiel über das Leben der Russen in den 90er Jahren und die nicht gestellte Frage: Trägt der heutige Effektivitätswahnsinn in unserer Wirtschaftsphilosophie wirklich zur Steigerung der Effektivität bei? Eine abgedrehte, humorvolle, mit vielen Augenzwingern erzählte Parodie.

Dienstag, 20. September 2011

Melancholie auch an hellen Tagen

 

20.09.2011 - HATTENHEIM

Von Richard Lifka

LESUNG Rheingau Literatur Festival mit Zsuzsa Bánk

In der imaginären süddeutschen Kleinstadt Kirschblüt wohnen in den 60er Jahren drei Familien, deren Schicksale sich miteinander verweben. Drei alleinerziehende Mütter. Zwei Mädchen und ein Junge wachsen auf in einer scheinbar hellen, heilen Umgebung, in der die Natur den Jahreszeitenwechsel vorgibt.

Konflikte mehren sich

Mit jedem Sommer verändern sie sich, reifen, werden älter. Im Zuge dessen mehren sich die Konflikte, werden aus unbekümmerten Kindern Erwachsene, fallen Schatten auf die unbeschwerte Zeit. Zsuzsa Bánk lässt die Geschichte von einem der beiden Mädchen in der ersten Person erzählen. Sie schildert die Verhältnisse im Ort, aber besonders das Leben ihrer Freundin Aja und des Jungen Karl. Es war nicht geplant, dass die Kindheitsschilderungen einen so großen Teil des Romans einnehmen, sagte die Autorin im Rahmen des Rheingau Literatur Festivals Ihr war es wichtig, herauszubekommen, wann und vor allem wie der Umbruch stattfindet. Wann dieser verdrehte Blick auf die Welt sich ändert. Klar und verständlich, mit unaufgeregter, sympathischer Professionalität antwortete die Frankfurter Schriftstellerin auf die Fragen der Moderatorin Ruth Fühner. Nachdem die Autorin dem Publikum im vollbesetzten Saal des Hattenheimer Weinguts Balthasar Ress eine kurze Einführung in die Geschichte gegeben hatte, las sie aus zwei Kapiteln vor.

Auffallend, auch beim Hören, die poetische Kraft der Sprache, die Melodie des Textes, die sich der Handlung anpasst und eine ganz eigene Stimmung heraufbeschwört. Gespannte Stille vom ersten bis zum letzten Wort, die nur durch ständiges Klacken des Mikrofons gestört wurde. Nach ihrem Debüt „Der Schwimmer“ (2002) und dem Erzählband „Heißester Sommer“ (2005) legt Zsuzsa Bánk mit „Die hellen Tage“ ein melancholisches Werk vor, das das Leben dreier Menschen von ihrer Kindheit bis zum Alter von etwa 35 Jahren beschreibt und das von wahrer Freundschaft und tief empfundener Liebe, aber genauso von Enttäuschung und Verrat erzählt.

Nach den beiden Kostproben muss man dieses Buch weiterlesen, muss erfahren, wie sich diese Beziehungen weiterentwickeln.

Montag, 19. September 2011

Tod im Taunus

Taunus –„Tod im Taunus“ heißt die Sammlung von kriminellen Kurzgeschichten, die jetzt im KBV-Verlag erschienen ist. Geschrieben wurden die Krimis jedoch oft von Menschen, die nicht im Taunus leben. Warum sie trotzdem authentisch sind, erklären Herausgeber Richard Lifka und Autorin Regula Venske. Von Julia Renner

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© Michael Zapf (nh)Regula Venske

„Vergraben in Oberursel“ heißt die Kurzgeschichte, die Regula Venske für die Anthologie geschrieben hat. Venske wohnt allerdings etwa 500 Kilometer entfernt von der Hessentagsstadt und zwar in Hamburg. Kein Problem, findet die Schriftstellerin: „Karl May war ja auch nie im Wilden Westen“, sagt sie. Die Schriftstellerei lebe von der Fantasie.

Herausgeber Richard Lifka hatte die Hamburgerin gefragt, ob sie nicht einen Beitrag zu dem Buch „Tod im Taunus“ leisten wolle. Lifka hatte zunächst Autoren aus der Rhein-Main-Region angeschrieben. „Dabei hatte sich aber zu wenig herauskristallisiert“, sagt er. Für ein Buch hätte es nicht gereicht. Deshalb hat er noch einige Autoren, die den Taunus kennen, gebeten, einen Kurz-Krimi beizusteuern.

Boomende Regionalkrimis

Unter ihnen auch Regula Venske. Sie hat einige Zeit in Wiesbaden verbracht und schon ihr Vater habe früher von einem Ruhesitz im Taunus geträumt, sagt sie. Ihr Krimi spielt in Oberursel. „Dort bin ich selbst nie gewesen“, sagt Venske. Für die Stadt hat sie sich entschieden, weil sie dann auch gleich den Namen ihrer weiblichen Hauptdarstellerin hatte: Ursula. Ihre Kurzgeschichte spielt in einem Altenheim und erzählt von einer Ehefrau, die ihren dementen Mann in einem schlichten Heim unterbringt, während sie selbst in einer Luxusanlage wohnt. Mehr wird allerdings nicht verraten. Um diesen Regional-Krimi zu schreiben, ohne jemals vor Ort gewesen zu sein, hat Venske viel im Internet recherchiert. „Und jetzt hätte ich selbst Lust, mal nach Oberursel zu fahren“, sagt die 56-Jährige.

© nhRichard Lifka

Herausgeber und Autor Richard Lifka, der selbst in Wiesbaden lebt, hat Freunde und Verwandte im Taunus, ist oft dort. „Der Taunus gehört zu meinem Lebensraum“, sagt er. Deswegen hat er auch wert darauf gelegt, dass auch die anderen Krimiautoren einen Bezug zur Region haben. Dass Regionalkrimis noch immer boomen, dürfte dem Buch zugute kommen. Und gerade Taunus-Krimis sind derzeit mega-erfolgreich: Durch die Bestseller-Autorin Nele Neuhaus aus Kelkheim.

Das Buch „Tod im Taunus“ aus dem KBV-Verlag ksotet 9,90 Euro und hat 260 Seiten.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Mord mit Silberhammer

06.07.2011

Von Björn-Christian Schüßler

BEATLES-GESCHICHTEN „Hilfe!“ - Zehn Kurz-Krimis von Christian Pfarr und Richard Lifka

Für Experten ein Hochgenuss: Zehn Beatles-Krimis sind im rheinhessischen Leinpfad-Verlag unter dem Titel „Hilfe!“ erschienen. Über die Liverpooler wurde seit ihrem kometenhaften Aufstieg Mitte der 60er Jahre irrsinnig viel geschrieben. Zu Recht, weist man der Musik von Paul, George, John und Ringo doch eine Mischung aus Frechheit, Genialität und Karma zu. Ähnliches Lob haben sich auch die Autoren der jüngsten Huldigung der vier Pilzköpfe verdient. Denn der Mainzer Christian Pfarr und der Wiesbadener Richard Lifka, in der Krimi-Szene besser bekannt als Elka Vrowenstein, haben mit ihrem gemeinsamen Werk ein geniales Händchen für Literarisches und Fachwissen über eine herausragende Band bewiesen.

Die Musik der Briten zeichnete von jeher eine enorme Bandbreite und Vielseitigkeit aus, die während ihrer Wirkzeit ihresgleichen suchte. Daran anlehnend greifen auch Pfarr und Lifka zu vielfältigen Schreibstilen und mannigfachen bunten Ideen, um im Umfeld der „Fab Four“ (fabelhaften Vier) Kriminalgeschichten geschehen zu lassen. Ob als Brief getarnt, im dramatischen Dialog, als Beichtgespräch oder mit plötzlichem Perspektivwechsel - die Form prägt, lenkt auf die Handlung und von der Erwartung an die großen Musiker ab, indem sich die Autoren der enormen Vielfalt auch noch bedienen. Und genau das macht das vorliegende Buch so speziell und interessant. Nur in kleinen Häppchen werfen die Beatles-Fans Detailwissen über ihre Idole in ihre Geschichten. Gerade genug, um Experten mit der Zunge schnalzen zu lassen. Aber zu wenig für Beatles-Anfänger, um weitergehendes Interesse zu unterfüttern. Leider ist auch der Plot in einzelnen Geschichten ein bisschen dünn.

Während Shirley Smith in der Episode „Vorgestern“ eine ausgeklügelte Argumentationskette zur Entstehung von Paul McCartneys „Yesterday“ von Mendelssohn-Bartoldy bis Benjamin Disraeli aus dem Hut zaubert, wirkt der Zufall, dass ein verstorbener Vater vor 50 Jahren genau den Erzeuger eines heutigen Pfarrers erstochen hat, bei dem sein Sohn gerade die Beichte für den Verblichenen ablegt, wenig glaubwürdig, ja geradezu laienhaft konstruiert. Allein, dass es bei der Tat um die Vertuschung eines Diebstahls der legendären „Jumbo“-Gitarre von John Lennon geht, hält hier die Spannung einigermaßen hoch.

Überraschungen positiver Art erlebt der Leser in Episoden wie „Die Ballade von Johannes“ oder „Max aus Silberhammer“, in denen die Autoren ganze Songs der Liverpooler Pilzköpfe zum Leben erwecken. Besonders in „Maxwell’s Silver Hammer“ kommt dem Mord mit dem Silberhammer so eine Bedeutsamkeit zu. Dabei scheuen sich Pfarr und Lifka auch nicht, heiße Eisen wie die Verfolgung von Vaterlandsverrätern im Dritten Reich anzupacken, um den Episoden eine kriminalistische Mächtigkeit zu verleihen, die die vier Jungs aus England gleichfalls durch ihre Songs erhielten. Für Beatles-Fans ist „Hilfe“ somit ein echter Lesetipp. Alle anderen rufen eher nach „Help!“

06.07.2011


Freitag, 1. Juli 2011

Kriminelle Energie der Pop-Musik

Rhein Main Presse · Aktuelle Nachrichten
BEATLES-KRIMIS Richard Lifka / Christian Pfarr

Vom 01.07.2011

Von Viola Bolduan

Wiesbaden . Zwischen "Help" und "Her Majesty" - übersetzt für deutsche Ohren in den Kapiteln "Hilfe" und "Idseschdem röh" (lesen Sie bitte rückwärts!) - gehen die Leidenschaften für Beatles-Songs und Krimischreiben eine bisher unbekannte Symbiose ein. In ihrem neuen Büchlein "Hilfe!" erfinden die Autoren Richard Lifka (Wiesbaden) und Christian Pfarr (Mainz) zehn kurze Kriminalgeschichten auf dem Hintergrund der musikalischen Revolution der 60er Jahre, angezündet von den vier britischen Pilzköpfen John, Paul, George und Ringo und bis heute schwelend. Sie alle kommen vor, mehr noch: Liedtitel werden ernst genommen, eine Krimihandlung um sie herum gesponnen auf zeitgeschichtlichem Hintergrund mit hintergründigem Humor. Beide Autoren sind ein und demselben Thema verpflichtet und schreiben doch ihren je eigenen Stil. Abwechslung also zieht sich auch durch den Band.

Und als sie ihn Mittwochabend im Literaturhaus vorstellen, achten sie auch auf unterhaltsamen Wechsel zwischen Text, Musik und den Stimmlagen beim Vortrag. Schauspieler Klaus Krückemeyer ergänzt mit lebhafter Moderation und bravourösem British English in der Rezitation.

Verliebtheit in Ringo kann zu versehentlichem Totschlag führen ("Hilfe!") und ruft den Beatles-Aufenthalt 1965 im österreichischen Obertauern in Erinnerung. "Vierundsechzig" ist - gegen den Song-Strich - als Monolog eines älteren Herrn gebürstet über die verbiesterte Zeit der 60er Jahre in Deutschland, und "Her Majesty" rückwärts ergibt eine fulminante Schlussvolte - auch übers eigene Tun. "All together now", alle Beatles- und Krimi-Fans, hin zum Buch (Leinpfad Verlag, Ingelheim).


Freitag, 10. Juni 2011

Lesung im Kulturpavillon Ingelheim

Kulturpavillon Ingelheim

HILFE! 10 Beatles-Krimis - Nicht nur für Fans der Pilz-Köpfe

Donnerstag, 9. Juni 2011

HILFE! 10 Beatles-Krimis - Nicht nur für Fans der Pilz-Köpfe

Krimi-Rezension von Jörg Völker

Richard Lifka & Christian Pfarr haben ein mordsmäßiges Buch mit Beatles-Krimis für alle Beatles-Fans geschrieben egal ob Einsteiger oder Fortgeschrittene! Da bleibt keine Frage offen: Wer hat die Pilzkopf-Frisur wirklich erfunden? Woher stammt die weltberühmte Melodie zu Yesterday tatsächlich? Welche Verschwörer hatten bei Johns Ermordung auch ihre Finger im Spiel? Wie stark polarisiert Yoko Ono heute noch die Lennon-Fans?

Oder: In welcher Gefahr schwebte Ringo Starr damals bei den Dreharbeiten zu Help!? Lifka/Pfarr kombinieren ihr umfangreiches Wissen von Leben und Werk der Beatles mit Krimihandlungen und fast alle Personen sind völlig frei erfunden, eventuelle Ähnlichkeiten sind jedoch nicht immer rein zufällig ... (Verlags-Info)

Der Leinpfad-Verlag veröffentlicht mit dem Buch „Hilfe! 10 Beatles-Krimis“ ein Werk nicht nur für Beatles-Fans!

Persönliche Meinung:
4,5 Sterne (von 5 möglichen)
Es ist ein kunstvoller, aber nicht künstlicher oder gar konstruierter Ausflug in Leben und Werk der weltberühmten „Pilzköpfe“.

Songtexte der Beatles oder Liedzeilen aus denselben, Orte oder Momente aus dem Leben der Musiker bilden den Aufhänger für Erzählungen mit raffinierten oder weniger raffinierten, dafür aber immer spannenden Verbrechen oder sind Auslöser dazu.

Herausgekommen sind kleine, oft mit einem Augenzwinkern erzählte Geschichten, die so natürlich nicht geschehen sind, aber vielleicht hätten passieren können. Man weiß ja nie!

Eine wundervolle Unterhaltung für jeden Leser, und ein ganz großes Vergnügen für den Beatle-Mania oder -Kenner.

Den gut informierten Autoren ist zu danken! Für das Verlagsprogramm ist das Buch eine Bereicherung.

HILFE! 10 Beatles Krimis ist broschiert (160 Seiten) im Leinpfad Verlag für 11,90 Euro erschienen.

http://krimikiosk.blogspot.com/2011/06/hilfe-10-beatles-krimis-nicht-nur-fur.html

Montag, 23. Mai 2011

Sonnenkönig Rezension

 

Veröffentlicht von anica am April 27, 2011

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Wir alle kennen – nicht nur aus der jüngeren Vergangenheit – die großen Schlagzeilen zum Thema Unterschlagung, Geldwäsche, Erpressung, Entführung oder gar Mord zur Vertuschung. Richard Lifka widmet sich ausführlich all diesen Themen und verwebt sie in einem dichten Geflecht aus Einzelschicksalen, die sich langsam und allmählich immer enger mit einander verknoten. Der erfahrene Krimiautor Lifka zieht alle Register seiner Kunst, um den Leser bei der Stange zu halten und versteht es immer wieder eine unerwartete Wendung einzusetzen.

Sonnenkönig

Die Handlung wird mehr oder weniger von fünf Figuren getragen. Dem Privatdetektiv Ninus Hagen, der Feme fatale et fragile Carla Cosian, dem Kaffee liebenden Hauptkommissar Wanninger (auch Beppo genannt), der rothaarigen Journalistin Lena Rotmilch sowie dem diabolisch, sich selbst als Sonnenkönig bezeichnenden Andrej Rolozko. Man wird als Leser mitten in die kriminellen Geschehnisse der Medienwelt Wiesbadens geworfen. Dort muss man sich erst einmal zurecht finden, was sich angesichts der Fülle an Charakteren und Sprüngen in der Handlung etwas schwierig gestaltet. Nach dem der Autor notdürftig die ersten Orientierungspunkte gegeben hat, rast auch schon der D-Zug von Episoden los.

In kurzen Momentaufnahmen führt der Erzähler an einem dünnen roten Faden durch die Handlung. Die Erzählgeschwindigkeit nimmt immer mehr zu. So hastet man von Morden, Entführungen und Erpressungen zu wilden Schießereien an den anheimelnden Orten rund um Wiesbaden und Frankfurt (Main). Die dramatischen Ereignisse finden immer wieder Ruhemomente, die bereits den nächsten explosiven Schlag oder die unglaubliche Enthüllung einer vergangenen Verstrickung zutage befördert.

Der Roman „Sonnenkönig“ macht es dem Leser zwar nicht leicht hineinzufinden und die einzelnen Episoden – die teils inhaltlich teils chronologisch sprunghaft wechseln – in ein sinniges Gesamtgefüge zu ordnen. Doch nachdem ersten Kapitel bricht dieser Staudamm und die Handlung fließt rasend schnell vor sich hin. Die Dynamik der Ereignisse nimmt immer mehr zu und überrascht mit unerwarteten Wendungen und Zusammenhängen, die manchmal bereits angedeutet waren doch meistens unvorhergesehen waren. Lifka gelingt es immer wieder, in einer betont schnörkellosen Art eine Geschichte um Macht, Geld, Gier und große Emotionen zu erzählen, die an keiner Stelle aufgesetzt wirkt. In überzeugenden – weil authentisch wirkenden – Sequenzen schafft er streckenweise sogar tiefgründige Charaktere, deren Handeln nicht immer logisch, doch aber menschlich ist. Der Autor gibt uns viele Gesichter zu seiner Handlung. So schafft er dem Leser immer wieder die Ruhepausen, die rasante Handlung Revue passieren zu lassen und erleichtert ihm so, dem Geschehen zu folgen. Lifka kann nicht nur dieses Tempo sondern auch die Spannung durchweg halten und enttäuscht den Leser nur äußerst selten.

Fazit

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Fazit

Alles in allem ist „Der Sonnenkönig“ ein sehr unterhaltsamer Roman, der durch seine deutlichen Bezüge zu realen Orten in Deutschland sich eine einzigartige Authentizität verschafft und vermitteln kann. An einigen Stellen erscheint das Geschriebene zwar karikaturenhaft, wie zum Beispiel die Namenswahl der Charaktere, oder oft eher typisierende Beschreibung der Nebencharaktere wie Kordula Crown. Definitiv ist der Roman eine gelungene Unterhaltungslektüre und ideal für alle längeren Zugfahrten.

Gesamtwertung

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70

 

Donnerstag, 12. Mai 2011

Lifka/Pfarr Beatles-Krimis

Hilfe! 10 Beatles-Krimis

Hilfe! 10 Beatles-Krimis

ERSCHEINT AM 31. MAI!

Christian Pfarr/Richard Lifka

Wussten Sie als Beatles-Fan schon –

– in welcher Gefahr Ringo Starr damals bei den Dreharbeiten zu Help! schwebte? (Hilfe!)

– woher Pauls Inspiration zum Welthit Yesterday stammte? (Vorgestern)

– wie der Diebstahl des berühmten Jumbo von George das Leben von zwei kleinen Jungs total veränderte? (Beichtgeheimnis)

– welcher Maxwell den Hammer tatsächlich schwang? (Max aus Silberhammer)

– wer bei Johns Ermordung noch die Finger im Spiel hatte? (Stell dir vor)

– wer die einmalige Pilzkopf-Frisur wirklich erfunden hat? (Ein Tag im Leben)

– wie viele Verbrechen man während der 23 Sekunden von Her Majesty begehen kann? (Idseschdem röh)

Kenntnisreich kombinieren Lifka/Pfarr ihr umfangreiches Wissen von Leben und Werk der Beatles mit Krimihandlungen, die so bizarr, spannend, überraschend oder witzig sind, dass man nur warnen kann:

Die Krimihandlung und fast alle Personen sind völlig frei erfunden, eventuelle Ähnlichkeiten sind jedoch nicht immer rein zufällig …

Für viele Leserinnen und Leser werden die 10 Beatles-Krimis von Hilfe! auch zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, nämlich in das Lebensgefühl der 60er-, 70er-Jahre – eine Magical Mystery Tour.

ISBN 978-3-942291-24-8, 160 S., Klappenbroschur, 2011

ERSCHEINT AM 31. MAI!

Die Autoren:
Richard Lifka (*1955) wuchs in Wiesbaden auf, wo er, mindestens bis er 64 ist, auch weiterhin wohnen möchte. Im Januar 1968 wurde ihm die Single-Schallplatte einer langmähnigen Musikgruppe aus Liverpool geschenkt, auf deren B-Seite jemand meinte, er sei das Walross. Um diesen Text zu verstehen, studierte er später Politik, Geschichte und Soziologie in Mainz und Frankfurt am Main und es hat gewirkt: Bis heute blieb er beharrlicher Fan der englischen Pilzköpfe. Seine Frau lernte er beim siebenminütigen Bluestanzen zu Hey Jude kennen. Von 1983 bis 1989 brachte er als Dozent an der Universität in Iasi/Rumänien den Studenten Literaturwissenschaft und deutsche Kulturgeschichte näher. Gerüchten zufolge seien in dieser Zeit mehrmals Lieder wie Come together oder Revolution No. 9 im ehrwürdigen Universitätsgebäude zu hören gewesen, was den rumänischen Geheimdienst Securitate veranlasste, Mikrofone in den Hörsälen zu installieren. Seit 1990 ist Richard Lifka selbstständig als freier Autor und Journalist, Mitglied in der Autorengruppe deutschsprachiger Krimiautoren Das Syndikat und im DVPJ (Deutscher Verband der Pressejournalisten). Wenn er nicht gerade Paperback Writer hört, schreibt er Kriminalromane, Erzählungen und Kurzkrimis, leitet Schreibwerkstätten oder organisiert das Wiesbadener Krimistipendium Trio Mortale. In seinem letzten Kriminalroman Sonnenkönig hat er einen Privatdetektiv kreiert, der zwar auch auf Led Zeppelin steht, aber auch dessen große Liebe sind und bleiben die Beatles.

Christian Pfarr wurde 1959 in Hanau geboren, in dessen Umland seinerzeit Unteroffizier Elvis Presley im Auftrag der US-Army für Sicherheit und Rock’n’Roll sorgte. Aufgewachsen ist Pfarr im unterfränkischen Alzenau; dort hatte er auch seine erste Begegnung mit den Fab Four: Die ältere Cousine hing sich auf dem Höhepunkt der Beatlemania 1964/65 einen kleinen Plastik-Beatle an das Wirbelbrett ihrer Wandergitarre. Er begann sich altersbedingt erst in dem Moment für Rockmusik zu interessieren, als sich die Beatles gerade aufgelöst hatten und darf deshalb eigentlich gar nicht mitreden. Tut es aber trotzdem, denn das Studium der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Publizistik in Mainz, mit einer Magisterarbeit über Santana zum Schluss, befähigte ihn für musikjournalistische Tätigkeiten bei Mainzer Tageszeitungen, später beim Südwestfunk und seit 1998 beim Radiosender SWR1, der zwar nicht nur Beatles-Songs spielt, aber fast ausschließlich Musik, die es ohne die Beatles gar nicht geben würde (oder die zumindest ganz anders klänge). Schrieb Sachbücher und Songtexte, Theaterstücke und Erzählungen, darunter immer wieder Krimis und Krimiähnliches. Betätigt sich auch als Komponist, geht aber auf diesem Gebiet einer direkten Konkurrenz mit den Beatles aus dem Weg. Zuletzt veröffentlicht: Märchen, Verbrecher und Füchse. Drei Geschichten nicht ganz nach den Brüdern Grimm bei Lermann/Mainz 2010.

Leseproben:
I read the news today, oh boy
About a lucky man who made the grade

„Als auch noch George den Löffel abgab, musste ich handeln. So langsam sterben mir die Zeugen weg. Die Welt soll endlich erfahren, wie es wirklich war. Seit vierzig Jahren behaupten sie, Astrid sei es gewesen. Das ist glatt gelogen, stimmt einfach nicht.
Ich hatte die Idee. Die alten Griechen und Römer oder auch dieser Schauspieler Jean Marais waren meine Vorbilder. Die Deutschen hatten doch noch immer diesen Hitler-Schnitt drauf. Ausprobiert haben wir die neue Frisur zunächst an Stuart. Ich weiß es noch wie heute. In Paris, in einem Hotelzimmer. Paul hat rumgezickt und John hat vor dem Spiegel einen Lachanfall nach dem anderen bekommen.“
Er schiebt den Vorhang langsam zur Seite. ‚Am Brunnenhof’ fahren Polizeiautos vor, Streifenwagen mit blinkendem Blaulicht und Transporter des MEKs. Im Haus gegenüber laufen maskierte Scharfschützen die Treppen hinauf. Auf dem Dach, hinter den Schornsteinen, erkennt er ausgerichtete Gewehrläufe. Er lässt den Vorhang wieder los und schlurft auf die kleine, geflieste Dachterrasse auf der anderen Seite der Wohnung. In der Paul-Roosen-Straße das gleiche Bild. Aber das interessiert ihn nicht. Denn von hier aus blickt er direkt in das Zimmer! Das Zimmer im ersten Stock, über dem ehemaligen Bambi-Kino.
(aus: Ein Tag im Leben, in: Lifka/Pfarr, Hilfe! 10 Beatles-Krimis)

Pete war mit seiner Beatles-Tribut-Gruppe The ReLennon Band kurz nach der Wiedervereinigung nach Neuruppin zu einem Konzert gekommen. Nancys Mutter Julia, die zu dieser Zeit - mauerbedingt etwas verspätet - ein hysterischer Fan englischer Rock- und Pop Gruppen war, hatte sich, in Ermanglung des Originals, unsterblich in die Lennon-Imitation verliebt. Als dann aus den Lautsprechern Julia, Julia, morning moon, touch me erklang, war es um sie geschehen. Flugs zog sie ihren Schlüpfer aus und schleuderte ihn Pete vor die Füße, ganz so, wie sie es in alten Ausgaben der ‚Bravo’ gelesen hatte. Pete Magil ließ sich nicht zwei Mal bitten, schleppte die wie auf Wolken schwebende Julia ab und vertrieb sich mit ihr die öde Hotelzimmernacht. Am nächsten Morgen tourte die Band weiter. Julia hatte bei dem Rockmusiker anscheinend keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, jedenfalls meldete er sich nicht mehr.
Umgekehrt war die Impression stärker gewesen und erblickte neun Monate später in Form von Nancy das brandenburgische Licht der Welt. Julia hatte irgendwann Magils Adresse ausfindig gemacht und ihm geschrieben. Nachdem Julia ihm beteuert hatte, dass sie keine finanziellen Ansprüche stellen würde, hatte er die Vaterschaft anerkannt, die sich dann auch lediglich auf Postkarten und Briefe von irgendwo aus irgendeinem Land beschränkte. ‘Dear Nancy …’
Seit ihrem 16. Geburtstag hatte Nancy nichts mehr von Papa Pete gehört, aber der Name Nancy war geblieben. Julia hatte nie wieder für einen Mann den Schlüpfer ausgezogen und ihm vor die Füße geworfen. Sie hatte sich in einen anderen Kerl verliebt, einen Schotten namens Johnny Walker.
(aus: Waschbärenjagd, in: Lifka/Pfarr, Hilfe! 10 Beatles-Krimis)

Sonntag, 8. Mai 2011

Mord vor Ort

05.05.2011 - WIESBADEN

KRIMI-STIPENDIUM Drei Schriftsteller sind im Literaturhaus eingezogen

VB). Ein Hühner-Blutbad in der Küche, ein Mordplan bei Instant-Kaffee und in der Dunkelheit aufblendende Scheinwerfer - zum Willkommen der drei neuen Krimi-Stipendiaten im Literaturhaus las Kulturdezernentin Rita Thies aus den Anfängen dreier Romane.

Welche Motive jeweils zu den Büchern Brigitte Glasers, Beate Maxians und Rainer Würths gehören, müsste bis zum Ende ihres vierwöchigen Aufenthalts in der Stadt geklärt sein. Brigitte Glaser legt die kulinarischsten Titel vor, der Tod hat einen festen Platz auf den Covern der Romane Beate Maxians, und Rainer Würth deckt als Journalist und Autor kommunale Sumpfgebiete auf. Ob er da auch in Wiesbaden Anlass und Gelegenheit findet? Jedenfalls ist das Stipendium verbunden mit der Auflage, vor Ort einen Kurzkrimi zu schreiben. Vielleicht folgen sie im Begleitprogramm (von Richard Lifka für sie zusammengestellt), auch der Empfehlung der Dezernentin, in die Unterwelt der Wasserkanäle der hessischen Landeshauptstadt einzutauchen.

Zu Vorstellung der drei Autoren am Dienstagabend aber bleiben sie vorerst auf der Beletage der Villa Clementine, wo sie unterhalb der gerade bezogenen Atelierwohnungen in Empfang genommen wurden.

Was sie vom Aufenthalt in Wiesbaden erwarten - nachdem die in Österreich aufgewachsene Beate Maxian hier noch keine richtigen Semmeln entdecken konnte? Sie will sich dann eben von anderem „überraschen lassen“ und ebenso wie Rainer Wühr ein „Flaneur-Dasein genießen“, während Brigitte Glaser Wiesbaden als „schicke Stadt, weiß und sauber“ in Erinnerung behalten hat und jetzt einfach mal schauen will, „was passiert“.

Alle drei freilich wollen sich mit den Wiesbaden-Krimis ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger beschäftigen - damit sie die Motive aus der Unterwelt der Stadt nicht doppeln.

 

Lithaus

Die Trio Mortale-Krimi-Stipendiaten Brigitte Glaser, Beate Maxian und Rainer Würth im Literaturhaus (von links). Foto: RMB/Heiko Kubenka

Samstag, 30. April 2011

Oberflächliche Welt

LESUNG Silke Scheuermann im Literaturhaus
Vom 30.04.2011
Von Richard Lifka

Am Anfang steht die facettenreiche Glitzerwelt des Kunstbetriebes, am Ende das Scheitern der Menschen, die sich in teuren Kleidern in Luxushotels und auf coolen Partys darin bewegen. So kann man Silke Scheuermanns neuen Roman lesen. Mit "Shanghai Performance" begibt sich die Schriftstellerin, die neben vielen anderen Preisen auch mit dem George-Konell-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet wurde, auf eine abenteuerliche Reise nach China. Aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Luisa, der Assistentin der Künstlerin Margot Wincraft, wird die Entstehung einer Menscheninstallation zum Besten gegeben. Ein paar Dutzend nackter, wunderschöner chinesischer Mädchen in High Heels sollen sich auf einem Erdhaufen räkeln und mit leeren Augen ins Nichts starren. Diese Performance wurde von einem geheimnisvollen Unbekannten in Auftrag gegeben und soll in einem Gewächshaus am Huangpu-Fluss stattfinden. Rätselhaft bleibt auch Margots chinesische Vergangenheit, zu der eine seltsame Affäre gehört und eine an den Rollstuhl gefesselte Tochter.

Kühle Szene

Scheuermanns Erzählweise passt sich der Entwicklung des Romans an. Es beginnt bei der oberflächlichen Kunstszene, die sehr kühl und distanziert beschrieben wird und fokussiert sich, bei steigender Emotionalität der Sprache, immer stärker auf die individuellen Schicksale der Menschen in diesem Betrieb. Und diese Menschen scheitern. Margot schafft es nicht, ihre Mutterrolle wahrzunehmen und endet als tablettensüchtige Furie, Luise kehrt zu ihrem früheren Freund in Deutschland zurück, den sie eigentlich verlassen hatte. Auch die Beziehung der beiden Frauen Margot und Luisa zerbricht, was wie eine Abrechnung mit der beschriebenen Art von Kunst wirkt.

Leider konnte die Autorin dies in ihrer Lesung nur schwer vermitteln, da sie die Lesung trotz einer schweren Bronchitis auf sich genommen hatte. Zwei lange Passagen vorzulesen, war für die immer mehr versagende Stimme zu viel. Sichtlich schwer fiel es der Autorin ebenso, die Fragen der Moderatorin Ruth Führer zu beantworten. Gerade eine Diskussion über Fiktion und Realität in "Shanghai Performance" wäre sicherlich spannend gewesen.