Dienstag, 17. November 2009

Wahre Bedeutungen

17.11.2009 - WIESBADEN

Von Richard Lifka

KURIER-KULTUR Lothar Schöne stellt sein Wörterbuch im Pressehaus vor

Ein Wörterbuch ist ein Nachschlagewerk, das Wörter oder andere sprachliche Einheiten in einer Liste verzeichnet, und jedem Eintrag erklärende Informationen oder sprachliche Äquivalente zuordnet. Was aber nun ist ein "Schönes Wörterbuch"? Zunächst einmal ein wohl gestaltetes Buch, mit wunderbaren Zeichnungen von Walter

Hanel, wortspielerisch von Lothar Schöne verfasst. Auch inhaltlich schön?

Um dies festzustellen, hatte der Wiesbadener Kurier, in der Reihe Buch Habel bei Kurier-Kultur, den im Taunus lebenden Autor und früheren Journalisten ins Pressehaus geladen. Ein beinahe überwältigender Ansturm von Besuchern kam in das im Caféhausstil hergerichtete Foyer, um der Mehrdeutigkeit des Titels auf die Spur zu kommen. Viola Bolduan, Leiterin der Feuilleton-Redaktion des Wiesbadener Kurier begrüßte und führte souverän und schlagfertig durch den Abend.

Der Inhalt des Buches besteht aus einer alphabetischen Sammlung von Begriffserklärungen. Begriffe, die keiner weiteren Systematik unterliegen, sondern beim Autor "angeklopft haben und bearbeitet werden wollten". Bearbeitet heißt in diesem Falle erklärt, neu erklärt, oder wie Schöne sagt, die heutige, wahre Bedeutung beschrieben.

Herausgekommen ist ein Nachschlagewerk, vollgefüllt mit sarkastischen Erklärungen, witzigen Bonmots und spritzigen Aphorismen. Bei jeder Begriffsdefinition, die der Autor, Daria Jedrych und Viola Bolduan von A bis Z im Wechsel verlasen, blitzte genauso abwechslungsreich Humor, Boshaftigkeit, Ironie, Witz, und Sarkasmus auf. Es blieb kaum Zeit, über Hintergründigkeit oder moralische Qualität der Pointen nachzudenken, den auch die musikalischen Pausen forderte den ganzen Zuhörer.

Besenstiel und Wäscheleine

Das Heidelberger Duo Huub Dutch, mit selbst gebautem "Wäscheleinophon", einem schwarzen Speiskübel, Besenstiel und Wäscheleine und Chris Oettinger am Piano, zogen schon mit den ersten Takten das Publikum in Bann. Swingender Jazz, souliger Gesang und treibender Rhythmus verführten, ohne dass es einer besonderen Aufforderung bedurfte, die Anwesenden mitzusingen, mitzuklatschen oder zumindest unentwegt die Füße im Takt zu wippen; gleich, ob es nun Stings "Englishman in New York" mit eingebautem Holländisch-Sprachkurs war, ein Titel von Paolo Conte oder die vertonte Version von Wilhelm Buschs "Max und Moritz".

Eine gelungene Veranstaltung, eine sehr unterhaltsame Buchpräsentation, die dann auch mit einer großen Dosis der harmlosen Droge mit hohem Suchtpotiential, so Schönes Definition von Applaus, endete.

Samstag, 14. November 2009

Verborgene Schicksale

14.11.2009 - WIESBADEN

Von Richard Lifka

KRIMIHERBST Schockierend nüchtern: "Tödliche Tatsachen" im Wiesbadener Polizeipräsidium

"Tödliche Tatsachen", eine Theatermontage aus 18 Akten, die im Rahmen des Krimiherbstes in Kooperation mit der Gesellschaft Bürger und Polizei im Wiesbadener Polizeipräsidium Westhessen aufgeführt wurde. Zunächst mussten die vielen Besucher am Eingang ihre Ausweise abgeben und wurden dann, unter polizeilicher "Bewachung" durch das labyrinthartigen Gebäude ins Dachgeschoss eskortiert. Dort erwartete sie eine ebenerdige Bühne, eine büroähnliche Kulisse, mit vielen Kisten voller Akten mit unnatürlichen Todesfällen. Akten, die im Laufe des Abends nach und nach geöffnet wurden.

Leichensachen im Karton

Am Ende lag dann jede Leichensache wieder in ihrem Karton, umhüllt von einem Vorhang des Schweigens, kurz noch einmal beleuchtet, um dann für immer dem Vergessen anheimgestellt zu werden. 18 reale Todesfälle, Mord, Totschlag, Suizid oder Unfall, fein säuberlich protokollierte Auffindsituationen und Zeugenbefragungen der Wiesbadener Kriminalpolizei wurden für 90 Minuten aus dem Archiv befreit, entstaubt, um den dahinter verborgenen Schicksalen auf die Spur zu kommen. Die lapidaren Aufzeichnungen der Polizeibeamten, die in ihrer Klarheit und Emotionslosigkeit schockierend nüchtern wirkten, entwickelten durch das laute Verlesen eine ganz eigene Sicht auf gewaltsame Todesarten. Kaum gelesen, wurden Momentaufnahmen jedes einzelnen Falles, in Gedichtsform verpackt, dem Zuhörer präsentiert und damit die Rätselhaftigkeit menschlicher Abgründe erhellt.

Das abrupte und unablässige Hin und Her zwischen diesen beiden Textformen, der drastische Wechsel von einem Leichenfund zum anderen, hielt das totenstille Publikum von Anfang bis Ende in Atem. Die beiden Schauspieler der Theatergruppe IGNOUS, Ariane Klüpfel und Patrick Twinem, schlüpften gekonnt übergangslos von einer Rolle in die nächste und wieder zurück. Vom tröstenden Kriminalkommissar in einen an einem Fleischbrocken erstickenden 120 Kilo-Mann, von der Polizeiassistentin in eine verhungernde junge Frau, vom konsumgeilen Pärchen, das mordet, um in Ruhe einkaufen zu können, zum Amokläufer in einem Westernsaloon. Kaum zu folgen wäre dem Geschehen auf der Bühne, hätte es nicht jeweils einige Schweigesekunden gegeben, immer dann, wenn der Aktendeckel erneut, mit einem kleinen Licht erhellt, im Archiv begraben wurde.

In seiner Inszenierung hat Uli Wirtz-von Mengden die Kriminalgedichte von Gisela Winterling und die neu formulierten und anonymisierten Polizeiprotokolle von Dorothea Jung in beeindruckend schwermütige Minidramen umgesetzt, die am Ende den Besucher sehr nachdenklich und bedrückt aus "Tödlichen Tatsachen" in seine eigene Realität entlassen.

Samstag, 17. Oktober 2009

Der eine fängt an, die andre ist ganz oben

17.10.2009

PERSÖNLICH Von kleinen und großen Schriftstellern, herzlichen Steuerberatern, liebenswerten Traditionen und genussverliebten Gastronomen

...

"Herta Müller hat ihre Ausreisepapiere zusammen und wird nächste Woche in Frankfurt erwartet." So schrieb im Februar 1987 Ursula Krechel dem Wiesbadener Richard Lifka (Foto: Archiv/Kubenka), der Ende der 80er Jahre die Autorin und Rheingau-Literatur-Preisträgerin 2008 als damaliger Deutschlehrer in Rumänien kennengelernt hatte. Wie´s die Koinzidenz so will: Eben wird Herta Müller aus dem rumäniendeutschen Banat der Literatur-Nobelpreis zuerkannt, da entdeckt Lifka den Krechel-Brief in alten Unterlagen. Der heutige Autor und Verleger hatte von Ursula Krechel eine Beurteilung der eigenen schriftstellerischen Arbeitsproben erwartet - und es wird ihm die bevorstehende Ankunft Herta Müllers (gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Richard Wagner) im Westen angekündigt! Allzu große Beachtung hatte Lifka der Bemerkung damals nicht geschenkt, das Schreiben aber aufgehoben - als habe er geahnt, wie wichtig das Dokument mit dem Namen "Herta Müller" einmal werden sollte. (Müller-Foto: Archiv/dpa)


Samstag, 15. August 2009

Macht Spaß - schon nach wenigen Seiten

REAKTIONEN Stimmen aus Buchhandel und Verlagen: "Tolle Sache", aber auch Skepsis / Die "Simplicissimus"-Neufassung lesen wollen alle

Gabriele Wörner hat in die Neuausgabe des "Simplicissimus" schon reingelesen, sich festgebissen und "würde gern bis zur letzten Seite" dranbleiben. Während der Geschäftszeiten kann es die Mitinhaberin der Buchhandlung Vaternahm aber schlecht. Fürs Geschäft aber kann sie die Bücher für ihre Kundschaft bestellen, hat bereits einen Vorrat

und ein ganzes Fenster mit den Ausgaben in zwei Bänden und dem Gesamtdruck dekoriert.

Reinhard Kaiser (der Übersetzer aus der barocken in eine aktualisierte deutsche Sprache) habe, so die Buchhändlerin, "einen Orden verdient", indem er das Original des Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen allgemeiner Leserschaft wieder zugänglich macht. Und damit auch dessen "Volkstümlichkeit und Belesenheit, Witz und Menschlichkeit".

Der alte Grimmelshausen war indessen nie ganz aus dem Bewusstsein verschwunden, erklärt Antiquar Thomas Wiederspahn. Immer wieder - freilich auch nur hin und wieder - wurde er bei ihm nachgefragt.

Der Titel "Simplicissimus", egal in welcher historischen Ausgabe, sei im kulturellen Gedächtnis präsent geblieben, so Wiederspahn. Und wenn jetzt eine Neuübertragung auf sich aufmerksam macht, schärfe das auch den Blick für ältere Exemplare, ist seine Erfahrung. Unter den verlegerisch Erfahrenen dieser Stadt wiederum hält Brigitte Forßbohm (Edition 6065) das "Simplicissimus"-Projekt für eine "tolle Sache", und Richard Lifka respektiert den "Mut" des Eichborn-Verlags. Denn, dass Reinhard Kaisers Neufassung ein "großer Verkaufsschlager" wird, glaubt der Leiter des Wiesbadener Brücken-Verlags nicht. Zu spezifisch das Interesse an diesem Werk aus dem 17. Jahrhundert, und auch in verständlichem Deutsch sei es "schwerer zu lesen" als ein Buch, das heute geschrieben, einen Blick auf die Barockzeit zurückwirft.

Dann aber schwärmt er von "diesem ersten Buch in neudeutscher Sprache", vom "Riesenschritt und Meilenstein" in der Literaturgeschichte. Und er selbst hatte das Original nach seinem Studium immer noch mal lesen wollen - die Möglichkeit, es jetzt leichter als früher tun zu können, bietet sich jetzt. Greift er danach? "Ich glaub´, ja".

Auch Brigitte Forßbohm hat das Original bisher noch nie "ganz geschafft". Das könnte sich jetzt ändern. Das Verlags-Projekt jedenfalls hält sie für "reizvoll und verdienstvoll" und weiß: "Das war keine einfache Sache, sondern langwierig und teuer". Es schließe die "wichtige Lücke", den "Simplicissimus"-Blick in die "spannende und schreckliche Zeit" des Dreißigjährigen Kriegs verständlich lesbar wieder nachvollziehen zu können. Eine Neuübertragung sei legitim: Grimmelshausen dürfe ja nicht in ein Museum geschoben werden, sondern solle Anschluss finden an unsere Zeit.

Die Stimmen aus Wiesbadener Buchhandel und Verlagen jedenfalls wünschen dem neuen "Simplicissimus" viel Erfolg, also "viele Leser/innen". Warum es lesen? "Weil es Spaß macht," sagt Gabriele Wörner schon nach den ersten Seiten.

Wiesbadener Kurier Von Viola Bolduan

Freitag, 31. Juli 2009

Statt “Agathe” - drei Autoren

Seit 2006 gibt es keinen Frauenkrimipreis / Von 2009 an Stipendiaten

Es war im Jahr 2007, dass Mitra Devi und Tatjana Kruse (damals noch mit Oliver Bottini) im Frauenmuseum nach öffentlicher Krimi-Lesung zusammensaßen. Kulturdezernentin Rita Thies saß mit dabei. Sie spürte, die beiden fühlen sich wohl in Wiesbaden: Ob sie noch mal wiederkommen wollten? Die beiden wollten. Und gehören jetzt zu den2009 Krimistipendium 28.05. in der WG 01 drei Stipendiaten, die zum ersten Mal in Wiesbaden den schönen Monat Mai an die Beschäftigung mit Krimis hinge2009 Krimistipendium 20.05. Le Bonheur 009ben wollen. Sie ziehen ein in die Atelierwohnungen im Literaturhaus Villa Clementine. Mit dem bisschen Plastik, das um das Haus noch gespannt ist, weil es saniert wird, sollten    echte Krimi-Autorinnen ja noch fertigwerden. 

2009 Krimistipendium 20.05. Le Bonheur 006 klein

Es wird Mai, bis es soweit ist. Und die beiden Frauen kommen nicht allein. Der Dritte im Bunde wird Michael Kibler sein. Ebenfalls Krimi-Autor - noch von “Darmstadt-Krimis”, weil er da herkommt. Das soll sich ändern. Durch einen Aufenthalt in Wiesbaden. Denn:

Der vierwöchige Aufenthalt der Stipendiaten bietet ihnen nicht nur Austausch untereinander, Workshops, öffentliche Lesungen, Besuch von Bundes- und Landeskriminalamt, sondern soll sie auch zu einem “Wiesbaden”-Krimi animieren. In Buchform, so Rita Thies, sollte eine solche Sammlung des lokalen Tatorts erweiterbar sein.

Ein erster Tatort für die Krimi-Stipendiaten steht fest: Am 12. Mai stellen sich Mitra Devi, Tatjana Kruse und Michael Kibler in der Reihe “Kurier-Kultur” im Pressehaus vor. Sie sind auch in Schulen und nach Frankfurt eingeladen und treffen, nach Wunsch von Programmorganisator Richard Lifka, zum Schluss vielleicht noch Dostojewski . . .

Von Viola Bolduan

Dienstag, 19. Mai 2009

Den Umgang mit der Sprache lernen und Geschichten erzählen

Preisverleihung des Wettbewerbs „Junges Literaturforum Hessen -Thüringen" in der Wartburg

Beim Schreiben von literarischen Texten wird der sorgfältige Umgang mit Sprache gelernt. Trotz der vielfältigen elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten, ist die Umsetzung einer Geschichte in einen literarischen Text, beispielsweise die einer großen Liebe, die per elektronischer Post in einem Chatraum begann und mit einer lapidaren SMS beendet wurde, den jungen Leuten immer noch sehr wichtig. Dies betonte der Staatssekretär des thüringischen Kultusministeriums Professor Dr.
Walter Bauer-Wabnegg während der 26. Preisverleihung des Wettbewerbs „Junges Literaturforum Hessen-Thüringen“ in Wiesbaden. Fast fünfhundert hessische und thüringische junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren, hatten in diesem Jahr ihre Texte eingereicht, um einen der begehrten Preise zu gewinnen. Insgesamt 31 Preisträger wurden während der Feierlichkeiten in der Wartburg ausgezeichnet. Alle Texte, Kurzgeschichten oder Gedichte, sind in der Anthologie „Nagelprobe“ veröffentlicht. 15 Preisträgerinnen und Preisträger werden außerdem zu einem Autorenseminar eingeladen und die zehn Besten erhalten zusätzlich noch einen Förderpreis in Höhe von 500 Euro. Nach der Begrüßungen durch Intendant Dr. Manfred Beilharz und Günter Schmitteckert (Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst), der Laudatio der Journalistin und Lyrikerin Martina Dreisbach, die selbst 1984 Preisträgerin dieses Wettbewerbs war, wurden die Gewinnertexte von Mitgliedern des Jungen Staatstheaters Wiesbaden in szenischen Lesungen vorgetragen. Die musikalischen Übergänge zu den doch sehr unterschiedlichen Texten, wurden sehr einfühlsam von Markus Leis (Klavier) und Florian Maiberger (elektrische Gitarre) gespielt. Am Ende der Veranstaltung wurde den Preisträgern eine Urkunde überreicht, unter ihnen der Wiesbadener Sven Safarow, dessen Kurzgeschichte „Alle Jahre wieder“ in der „Nagelprobe“ nachgelesen werden kann. Alle vorgetragenen Texte überzeugten durch gute Ideen, atmosphärische Dichte und souveränen Umgang mit der Sprache. Dass derartige Förderpreise sinnvoll und wichtig sind, zeigt alleine schon, wie viele schriftstellerische Karrieren, stellvertretend seien hier genannt Ricarda Junge und Thomas Hettche, beim „Jungen Literaturforum“ ihren Anfang nahmen.

Samstag, 21. Februar 2009

Licht und Schatten richtig verteilen

Historiker Frank-Lothar Kroll über sein neues Buch "Die Hohenzollern"

Von Richard Lifka

WIESBADEN. Interessiert heute eigentlich noch irgendjemanden die Geschichte eines Adelsgeschlechts, wenn es nicht Kaiserinnen wie Sissi hervorbrachte? Welche Bedeutung hat es, ob ein König oder Kaiser ein Wittelsbacher, Zähringer oder Habsburger war? Allerdings erfreuen sich dynastiegeschichtliche Darstellungen seit einiger Zeit wachsender Beliebtheit. Dies meinte zumindest der an der Technischen Universität Chemnitz lehrende Historiker Frank-Lothar Kroll bei der Vorstellung seines neuen Buches "Die Hohenzollern".

Da der Vortrag in der Bibliothek der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) stattfand, war zu vermuten, dass das Thema etwas mit Politik zu tun hat. Dies betonte dann auch der Direktor der HLZ, Bernd Heidenreich, während der Vorstellung des Gastes und seinen einführenden Worten. Schließlich haben die ursprünglich aus Schwaben stammenden Hohenzollern ein Königreich gegründet, das unter dem Namen Preußen für einige Furore in der europäischen Geschichte sorgte und von 1871 bis 1918 das deutsche Kaiserreich regierte. Um heutige Politik zu verstehen, müsse man die Geschichte Preußens kennen und über dessen Herrscher Bescheid wissen.

Jedenfalls scheint die Bedeutung dieser Fragestellung nur Menschen wichtig zu sein, die eine gewisse Weisheit erreicht haben, denn der Altersdurchschnitt der zahlreichen Zuhörer lag weit über sechzig Jahre. Oder lag es daran, dass die Veranstaltung schon um 17 Uhr begann, zu einer Zeit also, wo im Berufs- und Schulalltag eingebundene Menschen es kaum schaffen können, daran teilzunehmen?

Preußen besser als ihr Ruf

Krolls Vortrag war locker, verständlich und kurzweilig. Nach einem kurzen Abriss preußischer Geschichte, von der Entstehung des Königreichs, seinem Aufstieg zum Höhepunkt der Macht im 18. und 19. Jahrhundert, bis zum schmählichen Untergang, ging der Historiker intensiver auf einige der Könige ein, die aus der Hohenzollern-Dynastie hervorgegangen waren.

Nicht sehr viel Neues kam da zum Vorschein, bis auf die Erkenntnis, dass die preußischen Herrscher im Vergleich mit ihren jeweiligen europäischen Kollegen gar nicht so schlecht waren, wie es uns die bisherige Geschichtsschreibung weiß machen will. Es komme darauf an, Licht und Schatten dieser Regenten richtig zu verteilen, resümierte Kroll, bevor ihn das Publikum in eine Diskussion darüber verstrickte, wie viele Kriege Preußen nun tatsächlich angezettelt habe oder von seinen europäischen Widersachern ursprünglich verursacht worden waren.

Frank-Lothar Kroll: "Die Hohenzollern", C.H. Beck Wissen, München. 128 S., 7,90 Euro