Die Linguistin Ines Busch-Lauer spricht im Literaturhaus Wiesbaden über Versprecher, Verhörer und Verschreiber - trägt aber wenig zu deren Verständnis bei
Vom 01.03.2012
Von Richard Lifka
Wer kennt sie nicht, die Versprecher, Verhörer und Verschreiber. Fast täglich amüsieren wir uns über "gludernde Lot" anstatt "lodernde Glut" (Edmund Stoiber), "der weiße Neger Wumbaba" anstelle "der weiße Nebel wunderbar" (aus "Der Mond ist aufgegangen") oder "pfrische Fifferlinge". Ein Thema, das natürlich auch für die Gesellschaft für deutsche Sprache von Interesse ist, und so hatte die GfdS die Linguistin Prof. Dr. Ines Busch-Lauer ins Literaturhaus Villa Clementine geladen. Die an der Westsächsischen Hochschule Zwickau lehrende Wissenschaftlerin begann ihren Vortrag mit Beispielen von Radiomitschnitten und versuchte, die Pannen in Kategorien einzuordnen. Bei Versprechern handele es sich um Erscheinungen, für die Fehlleistungen der Sprachproduktion verantwortlich gemacht werden. Bemerkbar machten sie sich in Auslassung, Einfügung, Ersetzung oder Austausch von Lauten, Wörtern oder Teilen davon oder durch die Kontamination von Wörtern oder Syntagmen.
Ein Verhörer sei ein unabsichtlich falsch verstandener Textteil. Beispielsweise aus Gedichten oder Liedern, die von Muttersprachlern in ihrer eigenen Sprache falsch verstanden würden (Mondegreen). Der gleiche Vorgang wird hingegen, wenn Wörter einer fremden Sprache als gleichklingende Wörter der eigenen Sprache interpretiert werden, mit Soramimi bezeichnet. Bestes Beispiel hierfür sei "Agathe Bauer" statt "I´ve got the power" aus dem Song "The Power" von Snap!. Bei dem Thema "Verschreiber" wurden die Definitionen schwieriger, da hier viele Ursachen eine Rolle spielten. Sei es aus Zeitmangel (in den Medien), aus Unwissenheit oder Unsicherheit (alte/ neue Rechtschreibung) aber auch aus der Übernahme fremdsprachlicher Wendungen und Regeln (denglisch, Fachterminologie).
Eine Stunde lang prasselte auf die zahlreichen Zuhörereine Power-Point-Präsentation aus wissenschaftlichen Teilaspekten, akustischen und bildlichen Beispielen, Statistiken und versuchter Interaktivität ein. Im Eiltempo führte Busch-Lauer durch die Themen ohne Pause, ohne Reflexion. Ein Hinterfragen, Einordnen oder in Beziehung setzen der Fehlleistungen blieb aus. Als ein Zuhörer nach Ursachen von Versprechern und Verschreibern fragte, wurde er auf das zuvor abgespielte Radiointerview mit der Sprachwissenschaftlerin Helen Leuninger verwiesen.