Freitag, 4. September 2015

Hobby: Bestsellerautor

Presseclub: Dieter Zimmer spricht über den Erfolg seines Romans

"Für' Groschen Brause"

WIESBADEN. Nicht ohne Stolz bemerkte der ehemalige, aber noch immer bekannte Fernsehjournalist Dieter Zimmer, dass sein erster Roman über ein halbes Jahr lang in den Top Ten der Spiegel Bestsellerliste gestanden habe, rund 1,8 Millionen Exemplare davon verkauft worden seien. Ach ja, das Buch wurde auch verfilmt, Dieter Zimmer schrieb das Drehbuch und erhielt dafür den Jakob-Kaiser-Preis.


1980 erschienen

Die Rede ist von dem 1980 erschienenen, autobiografischen Roman "Für´n Groschen Brause". Aber, so der in Leipzig geborene Journalist, Schreiben sei immer nur ein Hobby gewesen. Zunächst etwas zurückhaltend, dann aber immer aufgeräumter, berichtete der ehemalige Studioredakteur der "heute"-Nachrichten, wie er, nachdem sein zweites Buch "Alles in Butter" auch erfolgreich gewesen war und sein vierter Roman "Kalifornisches Quartett" ebenfalls verfilmt wurde, überlegt habe, sich als freier Autor ganz dem Schreiben zu widmen. Die Entscheidung, sein gesichertes Einkommen doch lieber als Journalist beim ZDF zu behalten, sei gefallen, als ihm der damalige Vorsitzende des deutschen Schriftstellerverbands das 400 Personen starke Mitgliederverzeichnis gezeigt und ihn darauf hingewiesen habe, wie viele davon einmal sehr erfolgreich gewesen und nun Sozialhilfeempfänger seien.

Das Publikum in den Räumen des Wiesbadener Presseclubs, der in Kooperation mit dem "Förderverein Wiesbadener Literaturhaus" Dieter Zimmer eingeladen hatte, folgte seinen Ausführungen konzentriert, gespannt und hätte sicher gerne noch länger zugehört, wäre die Zeit nicht wie im Fluge vergangen. Ein wenig Unterstatement in Zimmers Bemerkungen war allerdings unverkennbar.

Anfangs abgelehnt

Bestseller würden nicht von Autoren geschrieben, sondern von Verlagen, Presse und Buchhandel gemacht. Dass sein erster Roman, der übrigens zunächst von den vielen Verlagen abgelehnt wurde, so erfolgreich war, sei Glück, mehreren Zufällen und zeitlichen Stimmungen zu verdanken.

Zwischen Zimmers Schilderungen las der ebenfalls aus dem Fernsehen bekannte Journalist und Rechtsanwalt Bernhard Töpper Passagen aus "Für´n Groschen Brause". Sehr anschaulich und dennoch der historischen Genauigkeit verhaftet, wurde die Flucht des 13-jährigen Thomas zusammen mit seiner Mutter nach Westberlin geschildert.

Ist der Roman, der die Flucht von täglich mehr als 4000 Menschen in die junge Bundesrepublik beschreibt, mit all den Problemen der Aufnahme und Eingliederung auch mehr als 35 Jahre alt, so schwang doch ein Bezug zur Gegenwart unterschwellig mit.

Wiesbadener Kurier Rheingau vom 04.09.2015, Seite 18