Freitag, 1. Dezember 2006

Ellery Queen Mystery Magazine

La Ellery Queen Mystery Magazine, comunemente nota come la EQMM, esce a dicembre con un numero ricco di racconti mystery. Torna Nancy Pickard così come il vincitore del Robert L. Fish Award Eddie Newton. Meredith Anthony, fa invece la il suo esordio sulla rivista. Poi abbiamo James Powell con un racconto ambientato negli anni Venti.
Altri lavori di questo numero a opera di Bill Pronzini, Clark Howard, Edward D. Hoch, Jeff Williamson e sei autori tedeschi per un format innovativo: Paul Lascaux, Stefan Slupetzky, Anke Gebert, Richard Lifka, Thomas Przybilka e Christoph Spielberg, che scrivono ognuno una parte di un racconto presentato su questo numero che coinvolge un pittore frustrato.

Mittwoch, 29. November 2006

Mit einem "woamen" Lemming durch Wien

Auch in Österreich werden Krimis geschrieben / Neue Romane zweier Autoren und einer Autorin
Vom 29.11.2006
Von

Richard Lifka

WIESBADEN "Auch Österreicher schreiben Krimis", diese erstaunliche Feststellung stand am 25. Juni vergangenen Jahres in den Salzburger Nachrichten. Der Autor dieses Artikels war sicherlich kein Krimifachmann. Denn solange es deutschsprachige Krimis gibt, gibt es auch österreichische Autorinnen und Autoren. Besonders in Wien leben viele gute und bekannte Krimischreiber.

Einer von ihnen ist Günther Zäuner. Dem Schriftsteller, Drehbuchautor, Journalist und Regisseur wurde 1995 die Goldene Ehrennadel der Bundeskriminalbeamten Österreichs für besondere Verdienste verliehen. Neben zahlreichen TV-Dokumentationen u.a. über die Drogenmafia, hat Zäuner Sachbücher und vier Kriminalromane veröffentlicht. Sein Serienermittler Kokoschansky begann seine Tätigkeit 2003.

Mit "Kokoschanskys Dämon" erschien diese Tage ein exzellent recherchierter Thriller, dem es an Authentizität nicht mangelt. Während eines Gottesdienstes in Wien fliegt die Kirche in die Luft und gleichzeitig wird in Niederösterreich ein Priester erstochen. Von Österreich aus greift plötzlich der Terror auf ganz Europa über. Arabische Bekennerschreiben deuten auf islamische Extremisten. Kokoschansky glaubt nicht, dass radikale Moslems die Täter sind. Immer tiefer gerät er in das Netzwerk einer Sekte und seine Gegner sitzen selbst in den obersten Etagen von Polizei, Politik und den Geheimdiensten.

Mit einer toten Frau in der Donau, in Bunny-Kostüm und teurem Mantel, gefoltert und ohne Identität, beginnt der dritte Krimi der in Wien lebenden Sabina Naber. Wie schon mit ihrem Debüt "Die Namensvetterin" (2003) verlässt die Autorin in "Die Debütantin" das klassische Krimigenre, vermischt Mord und Sex und endet doch nicht in einem Erotikthriller. Ein spannungsgeladener Plot und brillant gezeichnete Figuren entführen den Leser in ein Wien abseits der Kaffeehäuser, Zuckerbäcker- und Touristen-Kulissen. Die Ermittlungen führen die Kommissarin Maria Kouba in einen sehr komplexen Fall, bei dem Sabina Naber es schafft, unterschwellig und ohne erhobenen Zeigefinger das Thema Rassismus einzuflechten.

Aus Polizeidienst entlassenFür sein Krimidebüt "Der Fall des Lemming" erhielt Stefan Slupetzky 2005 den Glauser-Preis, den Krimi-Oscar der deutschsprachigen Autoren. Mit "Lemming" hat er eine sehr eigenbrötlerische und typisch wienerische Figur erschaffen. Der ehemalige Kommissar, der, nachdem sein Vorgesetzter Krotznig dafür gesorgt hatte, dass er aus dem Polizeidienst entlassen wurde, ermittelt nun als eine Art Privatdetektiv in Wien. Lemming ist nicht sein richtiger Name. Eigentlich heißt er Leopold Wallisch. Seinen Spitznamen hatte er weg, nachdem er bei einem Einsatz nicht schnell genug die Waffe zückte und Krotznig ihn vor der Mannschaft als "woamer Lemming" beschimpfte.

Im aktuellen Roman "Das Schweigen des Lemming" spielt Stefan Slupetzky fantasievoll mit einem tatsächlich geschehenen, mysteriösen Kunstraub und legt eine höchst verwickelte Krimikomödie vor, die sich der Kunst, den Besonderheiten Wiens und dem Leben an sich widmet.

Der ehemalige Musiker und Zeichenlehrer schrieb Kinder- und Jugendbücher, für die er zahlreiche Preise erhielt, bevor er mit Bühnenstücken, Kurzgeschichten und Romanen begann. Slupetzky versteht seine spannenden, skurrilen und abgründigen Bücher explizit als Wiener Krimis. Da seine Romane voller historischer Bezüge stecken und auch nicht mit Beschreibungen real existierender Orte geizen, ist es für den Krimi- und Wienliebhaber nicht nur ein besonderes Vergnügen mit dem "Lemming" die Wiener Unterwelt kennen zu lernen, sondern auch die Schauplätze abzugehen oder, wie Slupetzky empfiehlt, per Straßenbahn zu erforschen.

Montag, 27. November 2006

Die zwei Leben der Bella Block

Krimi-Wochenende im Literaturhaus: Doris Gercke mit neuem Roman

Richard Lifka, Wiesbadener Kurier vom 27.11.2006

WIESBADEN Jetzt ist sie wieder da: Bella Block. Die beliebte Ermittlerin, die Doris Gercke im Roman "Bella Ciao" literarisch schon hatte sterben lassen. Das war vielen nicht bewusst, denn Bella Block lebt zwei Leben. Bekannter ist sie dem Fernsehpublikum als Kommissarin in der gleichnamigen ZDF-Serie. Die Unterschiede zwischen den beiden Figuren erläuterte Gercke im Programm des Krimiherbstes wie folgt: In den Büchern sei Bella nicht Polizistin, sondern Privatdetektivin. Sie sei weder an regelmäßige Arbeitszeiten, noch an die Stadt Hamburg gebunden. Deshalb erlebe Bella ihre Abenteuer nicht nur in Hamburg, sondern auch in anderen Städten, "was ihr, den Lesern (und mir!) die Möglichkeit gibt, zu reisen und zu schauen". Bellas Blick auf ihre Umgebung sei in den Büchern ein "weiblicher Blick auf gesellschaftliche Verhältnisse".

Wieder einen Bella Block-Roman zu schreiben, sei durch die Berichterstattung über den Mordfall Jakob von Metzler und die damit entbrannte Diskussion um Folter in Ausnahmesituation, ausgelöst worden. Der Titel des Buchs "Georgia" ist zweideutig. Einerseits wird eine der Hauptfiguren, Susanne Behrendt, von Paul, ihrem Freund und dem späteren Oberstaatsanwalt, so genannt, andererseits gibt es im gleichnamigen amerikanischen Bundesstaat ein Ausbildungslager für Foltertechniken.

Gerckes Geschichte beginnt 1965, Georgia und Paul studieren Jura. Auf der Suche nach einem Dissertationsthema stößt Paul auf die Arbeiten des Wissenschaftlers Milgram, der durch Versuche mit vorgetäuschten Stromstößen für Aufsehen sorgte. Jeder Mensch sei dazu zu bringen, andere Menschen zu foltern, vorausgesetzt, man fordere ihn mit der notwendigen Autorität dazu auf. Paul gibt vor, Milgram widerlegen zu wollen und bittet Georgia an einem Versuch teilzunehmen. Doch dieser misslingt, denn statt einer Attrappe wird eine funktionierende Anlage eingesetzt. Vierzig Jahre später wendet sich Susanne (Georgia) an Bella und bittet sie um Personenschutz während eines Prozesses, in dem Susanne dem Oberstaatsanwalt Paul Frings nachweisen will, Folterungen auch selbst durchgeführt zu haben. Bella Block zögert, ob sie den Fall annehmen soll. Kurz darauf wird Susanne ermordet.

Wie aktuell dieses Thema ist, offenbarte nicht nur das anschließende Gespräch Susanne Lewalters mit der Autorin, sondern auch die sehr widersprüchliche und emotionale Diskussion mit dem Publikum.

Überhaupt war das Krimi-Wochenende im Literaturhaus nicht nur unterhaltsam und spannend, sondern zeigte, dass dieses Genre wie kein anderes in der Lage ist, nicht nur aktuelle gesellschaftliche Problematiken literarisch zu verarbeiten, sondern auch ein großes Publikum zu erreichen.

Schon am Samstag präsentierten sich vor vollem Haus zwei hochkarätige Autoren. Beide greifen in ihren neuen Krimis ebenfalls heiße Eisen an. In "Fremde Wasser" von Wolfgang Schorlau, deckt dessen Privatdetektiv Dengler die Machenschaften eines global agierenden Energiekonzerns auf. Am Beispiel der Privatisierung kommunaler Wasserversorgung, wird eindrücklich geschildert, welche Gefahr besteht, wenn lebensnotwendige Einrichtungen unserer Gesellschaft an Unternehmen verkauft werden, die ausschließlich gewinnorientiert handeln. Drehbuch- und Krimiautor Felix Huby las aus "Der Falschspieler". Der Berliner Kommissar Heiland löst einen Fall, bei dem es um neue Forschungsergebnisse in der Nanotechnologie geht und ein Global Player zu Erreichung seines Ziels vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckt. Mit Friedrich Anis "Idylle der Hyänen" fand das Wiesbadener Krimi-Wochenende im Literaturhaus seinen Abschluss.

Samstag, 4. November 2006

Immerzu Lust auf noch mehr Bücher

Adolf Fink stellt Neuerscheinungen 2006 vor
WK: Richard Lifka vom 04.11.2006

WIESBADEN Neugierige Lesehungrige versammelten sich, wie jedes Jahr, in dem von Baugerüsten umstellten Literaturhaus Villa Clementine, um neue Bücher für die langen Winterabende vorgestellt und empfohlen zu bekommen. Schon am Eingang erhielt jeder eine zweiseitige Liste in die Hand gedrückt. Eine Liste von Buchtiteln, unterteilt in Rubriken, die nicht literaturwissenschaftlichen Gattungsbegriffen, sondern konkreter Anwendbarkeit entsprachen. Angefangen mit "Betrieb, Kritik" über das disjährige Buchmessen-"Gastland Indien", "No smoking" und "Klaus Kinski" bis zu "Leben & Sterben, Sexualität & Tod", waren Bücher zusammengestellt, die in diesem Jahr erschienen sind. Wie immer von Adolf Fink (Frankfurter Buchhändlerschule) präsentiert.

Seit über 15 Jahren findet diese beliebte Veranstaltung in Wiesbaden mit regem Zuspruch statt: "Neue Bücher, zusammengefegt, ausgewählt, (auf-)gelesen und zu einem bunten Strauß gebunden" - der Titel spricht von einer subjektiven Auswahl: Wie anders soll auch ein Überblick über jährlich etwa 60 000 deutschsprachige Neuerscheinungen möglich sein, wenn nicht nach eigenen Kriterien, Vorlieben und Lesegewohnheiten.

Und so gab Buchmarkt-Kenner Adolf Fink mit seinen dreißig vorgestellten Titeln eine reizvolle Übersicht über das, was zurzeit den Literaturbetrieb bewegt, Einblicke in Strömungen und Themen - und vor allem eine Vielzahl von Anregungen. Die Veranstaltung, eine Zusammenarbeit mit dem Landesverband des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und dem Literaturhaus, dauerte zwar lange (zweieinhalb Stunden), war aber nie langweilig.

Eine pralle Mischung aus Kommentar und Kritik, Lesung und Hörbuch-Einspielung, Anekdote und Abschweifung ergoss sich über das konzentriert zuhörende und eifrig mitnotierende Publikum. Durch Finks charakteristisch persönlichen, teils heiteren, teils ernsten Vortrag, gepaart mit einer offenen, verständlichen und punktgenauen Sprache, wurde jeder besprochene Titel sofort zu einem Kauffavoriten.

Ob nun die autobiografischen Werke von Günter Grass, Joachim Fest oder Imre Kertesz, Live-Mitschnitte von Klaus Kinski als Jesus Christus oder Auseinandersetzungen von Silvia Bovenschen, Martin Walser, Philip Roth oder Helmuth Karasek mit dem Thema Alter präsentiert wurden, oder Bücher über die Raucher-Nichtraucher-Problematik, Kriminalromane des modernen "Hardboiled"-Genres oder der klassischen "Locked Room Mystery", diese Literatur-Vorstellung bewirkte vor allem eins: Lust auf Bücher und Lust auf noch mehr Lesen.

Mittwoch, 20. September 2006

Metzelsupp und andere (un)gesunde Rezepte

„Tatorte Hessen kulinarisch“ – eine Krimianthologie nicht nur zum Lesen

Von Richard Lifka

20.09.2006

Seit Anfang September heißt es im Wiesbadener Kurier „Der Kurier tischt auf. Gesund essen. Fit genießen“. Aber Essen und Trinken hat auch etwas mit Leidenschaft zu tun, und das im zunehmenden Maße. Nicht nur das Zelebrieren der Speisen soll die Sinne ansprechen, auch die Zubereitung wird immer häufiger leidenschaftlich-öffentlich betrieben (Stichwort: Kochduell). Natürlich hatten und haben auch Schriftsteller zu diesem Thema etwas zu sagen beziehungsweise zu schreiben. Man denke nur an „Der Butt“ von Günter Grass oder „Es muß nicht immer Kaviar sein“ von Johannes Mario Simmel. Wie viel stärker aber trifft dies auf Krimiautorinnen und Autoren zu. Verbrechen geschehen aus Leidenschaft, sei es aus Geldgier, Eifersucht, Liebe, Hass oder einer fanatischen Überzeugung heraus. Wie viele Menschen sind schon beim oder nach dem Verzehr einer guten Speise literarisch gestorben. Nicht schlechte Küche oder gar Gammelfleisch, übrigens ein Wort, das beste Chancen hat, zum Unwort des Jahres zu werden, sind ursächlich Schuld am Hinscheiden so manchem ungeliebten Menschen. Eher sind es die unsichtbaren, nicht schmeck- und riechbaren kleinen Beigaben, die normalerweise nicht im Kochbuch stehen. Zur Essenszubereitung und zum Krimischreiben werden Rezepte und Kreativität benötigt. Was liegt also näher, Autoren zu beauftragen, eine Geschichte zu schreiben (zu erfinden?), in der ein Gericht oder ein Getränk eine gewichtige Rolle spielt. Sind es dann noch hessische Krimischreiber, die nach regionalen Spezialitäten recherchieren, kommt eine Anthologie von vierzehn geschmackvollen Kurzkrimis zustande. „Tatorte Hessen kulinarisch“, so lautet der Titel des im Frankfurter Societäts Verlag erschienen Buches. Großen Wert legte der Herausgeber Lothar Ruske auf die praktische Umsetzbarkeit der einzelnen Rezepte – Kochrezepte – und hat sie, nach eigener Aussage, auch alle selbst ausprobiert. Da er noch unter den Lebenden weilt, kann man diese Anthologie getrost seiner Kochbuchsammlung hinzufügen. Spannende Storys und leckere Kochrezepte, die im Buch auch abgedruckt sind, haben die hessischen Mitglieder der deutschsprachigen Krimiautorenvereinigung „Syndikat“ zusammengetragen. So variantenreich die Mordgeschichten sind, so unterschiedlich sind auch die Rezepte und ihre regionale (hessische) Herkunft. Ob in Frankfurt zwei Frauen sich bei „Grüner Soße“ kennen lernen und daraus eine lebensverändernde Begegnung wird, in der Rhön ein Mann seine Ex-Gattin mit vorgehaltener Waffe zwingt, ihm „Grüne Pfannkuchen“ zu machen, in Wiesbaden-Frauenstein eine peinliche Liebeserklärung bei „Armer Ritter“ ihr grausames Ende findet, beim Verzehr eines „Vogelsberger Milchzicklein“ oder bei der Zubereitung von „Metzelsupp“ (Schlachtsuppe) sich menschliche Tragödien abspielen, die Geschichten und Rezepte verdeutlichen die kriminalliterarische als auch lukullische Vielfalt Hessens. Wer nun immer noch nicht genügend Anregungen für köstlich-mörderische Gerichte hat, dem sei das im KBV Verlag erschienene Buch „Arsen und Kartöffelchen“ empfohlen, dreißig Kurzkrimis rund um die „tollen Knollen“ inklusive zehn Kartoffelrezepten.

Infos:

„Tatorte Hessen kulinarisch“; Hrsg. Lothar Ruske, Frankfurt 2006; ISBN 3-7973-1006-4
„Arsen und Kartöffelchen“ ´, Hrsg. Marita & Jürgen Alberts, Hillesheim 2006; ISBN 3-937001-94-8

Montag, 24. Juli 2006

Wo der Tod kein Tabu ist

Literatur: Hessische Krimi-Autoren plaudern beim öffentlichen Stammtisch in Reichelsheim aus dem Nähkästchen
REICHELSHEIM. Stilecht im Gerichtssaal des ehemaligen großherzoglichen Amtsgerichts in Reichelsheim saßen sie auf den alten Gerichtsbänken – allerdings ohne selbst ein Verbrechen begangen zu haben: sympathische Mitbürger, Frauen und Männer mittleren Alters, die gemeinsam einer besonderen Leidenschaft frönen – sie erfinden Mordgeschichten und bringen sie zu Papier.
Die zehn „Schreibtischtäter“ sind alle Mitglieder einer Vereinigung von über mehr als 300 deutschsprachigen Krimi-Autorinnen und Autoren namens „Syndikat“, die 1986 gegründet wurde. Mittlerweile gibt es regionale Gruppen; und zum hessischen Julitreffen wurde in die Gersprenzgemeinde eingeladen. Krimikenner Lothar Ruske moderierte den öffentlichen Stammtisch, bei dem die Autoren aus dem Nähkästchen plauderten.
Publikumsneugier war erwünscht, und die fragenden Besucher kamen zu vielen Erkenntnissen. Warum schreibt jemand ausgerechnet Krimis? Zum einen sei es das Ausleben eigener „krimineller Energien“, das Zulassen des „Bösen, das in einem selbst drinsteckt“, ohne selbst töten zu müssen, was das „Wonne-Grausen“ laut Wolfgang Polifka beim Schreiben eines Krimis ausmacht. Zum anderen animierten Zeitungsgeschichten, Ereignisse im persönlichen Umfeld, Erfahrungen von Psychologen oder Fälle aus dem Kriminalarchiv zur Motivsuche für einen Mord, den Menschen meist in Extremsituationen begehen. Nach der Idee folgt die Umsetzung unter der Realitäts-Frage „Kann die Geschichte so geschehen sein?“. Personen müssen glaubwürdig, Handlungen nachvollziehbar sein. An dieser Stelle beginnt die Sacharbeit. Da wird im Internet recherchiert, beim Hauptkommissar der Abstand beim Schießen nachgefragt, Auskunft beim Apotheker über Medikamente eingeholt. Almuth Heuner empfiehlt den „stumpfen Stein“ als Mordwaffe, den könne man dann einfach in der Gersprenz verschwinden lassen. Und Klaus J. Frahm zweifelte die DNS-Analyse als „Lösung für alle Fälle“ an.
Krystyna Kuhn definierte den Krimi „als einen Bereich, in dem der Tod kein Tabu ist“, und Andrea Isari erzählte, dass Leser ihr die Richtigkeit ihrer Ortsbeschreibungen in Rom bestätigt hätten. Nach wie vor sei ein Krimi aber in erster Linie Fiktion und keine Dokumentation. Auf die Frage nach der Schreibdauer an einem Kriminalroman verriet Susanne Kronenberg, dass sie ein Jahr veranschlage – ihre Krimikollegen sprachen von einer Zeitspanne, die von drei bis 24 Monate reicht. Richard Lifka textet auch mit anderen im Team, und Alexander Köhl berichtet vom Leserfeedback via Internetseite. Die einen schreiben mit Planung, bei den anderen verselbstständigt sich die Geschichte. „Es kann schon mal passieren, dass der anfängliche Plot mit der Figurenentwicklung nicht mehr stimmt – dann heißt es revidieren und wieder neu beginnen“, so die Erfahrung von Adolf Heinzlmeier. Rund 20 Prozent Inspiration brauche man, der Rest sei reine Fleißarbeit, so lautete das einhellige Credo. Einig waren sich alle Anwesenden auch darüber, dass sie „nur vom Krimi-Schreiben nicht leben können“. Das oberste Gebot heißt: Spannung . Und dass die kriminalistischen Literaten die Kunst, Spannung zu erzeugen, meisterlich beherrschen, zeigten ihre kurzen Lesungen aus eigenen Werken. Mehr über die Mörder und ihre Opfer aus den Federn der Stammtisch-Kriminalisten ist nachzulesen in dem Werk „Tatorte Hessen – kulinarisch“, das Ende August erscheint.
Odenwald Echo, 24.7.2006

Sonntag, 25. Juni 2006

Richter, Revolutionär und Krimiautor

Der Schriftsteller Jodocus Donatus Hubertus Temme

Von Richard Lifka

„ ... Es war gegen sieben Uhr, als er durch das Spitalhölzli ging ... Am Fuße der Anhöhe, die er zur Fortsetzung seines Weges hinaufsteigen musste, sah er einen Mann auf dem Boden liegen, dicht neben dem Wege, nach dem Flusse hin. Er dachte, es sei ein Betrunkener, kümmerte sich daher nicht weiter um ihn und setzte seinen Weg fort.“

So beginnt der Kriminalroman „Studentenmord in Zürich“ von Jodocus Donatus Hubertus Temme. Ein Name, den der passionierte Krimileser sicherlich nicht so schnell vergessen würde, hätte er ihn schon einmal gehört oder einen Roman von ihm zu Gesicht bekommen. Aber der Schriftsteller, wohl einer der meistgelesenen Krimiautoren seiner Zeit und wichtigste Vertreter der deutschen Kriminalprosa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurde vergessen und seine Bücher sind vielleicht noch in einem Antiquariat zu finden. J.D.H. Temme wurde 1798 in Westfalen geboren. Zunächst sah alles nach einer glanzvollen juristischen Karriere aus: 1839 wird er zum Rat am neu eingerichteten Kriminalgericht in Berlin ernannt, wo er 1842 zum Zweiten Direktor avancierte. 1845 aber wurde er wegen zu "liberaler" Äußerungen nach Tilsit strafversetzt. Drei Jahre später kehrte er als Staatsanwalt zurück und wurde Mitglied der Berliner Nationalversammlung. In Münster verurteilte ihn 1851 die wieder erstarkte Reaktion als aktives Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung wegen Aufruhrs und Hochverrats, nach dem er zuvor mehrere Jahre in Untersuchungshaft gesessen hatte. Temme wurde aus dem Dienst entlassen und verlor seine Pensionsansprüche. Für kurze Zeit arbeitete er als Redakteur bei der Neuen Oderzeitung, musste jedoch, nach neuerlichen politischen Attacken, mit seiner Familie in die Schweiz emigrieren. Dort blieb er bis zu seinem Tod 1881. In Zürich bekam er zwar eine Professur an der Staatswissenschaftlichen Fakultät, blieb allerdings unbesoldet, was für den Juristen ein herber Schlag, für die Kriminalliteratur aber ein Glücksfall war. Temme musste seinen Lebensunterhalt verdienen, indem er seine Erlebnisse bei Gericht zu literarischen Erzählungen ausarbeitete. Zwar hatte er schon im Gefängnis vier Romane geschrieben, von denen drei bald schon als „Revolutions-Romane“ verboten wurden, der überwiegende Teil seines Werkes entstand jedoch in der Schweiz. Von den vielen Veröffentlichungen seien hier nur die vierbändige Sammlung „Deutsche Criminalgeschichten“ von 1858/59 und die zehn Bände „Criminal-Novellen“ von 1860-64 erwähnt. 1872 erschien der schon erwähnte Krimi „Studentenmord in Zürich“, den Temme selbst als die Wiedergabe eines „Kriminalprozesses über einen politischen Mord, der noch immer in ein geheimnisvolles Dunkel gehüllt ist“ bezeichnete. Der auf Tatsachen beruhende Fall wird akribisch nachgezeichnet, des Ermordeten Lebensumstände skizziert und die letzten Lebenstage anhand von Gerichtsakten und Zeugenaussagen rekonstruiert. Der „Studentenmord in Zürich“ ist nicht nur eine literarisch verarbeitete Gerichtsberichterstattung, sondern zeichnet auch ein sorgsam gestaltetes Sittenbild der Schweiz aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zählt zu den Vorläufern des modernen Kriminalromans, der mehr bietet als das bloße Lösen eines detektivischen Rätsels à la Poe oder Conan Doyle. Ein Nachdruck der Erstausgabe erschien diese Tage in der Reihe „Schweizer Texte“. Ein spannendes und aufschlussreiches Buch für alle, die sich für Kriminalliteratur interessieren.

Info:

Temme, Jodocus Donatus Hubertus
Der Studentenmord in Zürich
Criminalgeschichte
Herausgegeben von Paul Ott und Kurt Stadelmann
Reihe: Schweizer Texte, Neue Folge. Band: 23
2006. 114 S. ISBN 3-0340-0768-X